Erzeugung von linear polarisiertem Licht
Das von einer beliebigen Lichtquelle emittierte Licht (Sonnenlicht, Glühlampe im Mikroskop etc.) breitet sich in Form von elektromagnetischen Wellen aus, welche in beliebige Richtungen schwingen. Als linear polarisiertes Licht werden Lichtwellen bezeichnet, die hingegen nur in eine, definierte Richtung schwingen. Diese Art von Lichtwellen kann mit Hilfe von Polarisationsfiltern bzw. Polarisatoren erzeugt werden.
Funktion eines Polarisationsfilters
Ein Polarisationsfilter bzw. Polarisator ist meist eine Folie, welche mit dichroitischem Material besetzt ist. Dieses Material absorbiert einstreffendes Licht unterschiedlich stark, je nach Schwingungsrichtung. Dadurch können nur Lichtstrahlen den Filter passieren, die in gleicher Richtung, auch Durchgangsrichtung genannt, schwingen. Das Licht wird somit linear polarisiert.
Polarisationsfilter im Mikroskop
In modernen Mikroskopen wird mit linear polarisiertem Licht gearbeitet, um die unterschiedliche Ausbreitung von Lichtwellen in Kristallen zur Identifikation der Minerale zu nutzen. In einem Polarisationsmikroskop sind dazu zwei Polarisationsfilter im Strahlengang integriert. Bei der Mineralbestimmung wird der betrachtete Dünnschliff stets einmal mit und einmal ohne Einsatz des Analysators (orthoskopische Betrachtung), sowie mit zusätzlich eingeklappter Amici-Bertrand-Linse (konoskopische Betrachtung) betrachtet.
Polarisator
Der erste Filter, der sogenannte Polarisator, ist immer im Strahlengang integriert und befindet sich unterhalb des Kondensors. Seine Durchgangsrichtung ist standardgemäß parallel zum horizontalen Faden des Fadenkreuzes orientiert. Die Schwingungsrichtung wird häufig auch als EW-Richtung bezeichnet. Diese Standardeinstellung des Polarisators wird selten verändert, jedoch sollte vor Verwenden des Mikroskops überprüft werden, ob der Polarisator vollständig eingeklappt, eingerastet und auf 0 gedreht ist.
Analysator
Der zweite Filter wird Analysator genannt. Er befindet sich unterhalb der Amici-Bertrand-Linse und lässt sich optional in den Strahlengang zwischen Objektiv und Okular einfügen. Die Polarisationsrichtung des Analysators ist um 90° zu der des Polarisators verdreht. Die Schwingungsrichtung fällt also mit dem vertikalen Faden des Fadenkreuzes zusammen und wird auch als NS-Richtung bezeichnet.
Da die beiden Polarisatoren also zueinander senkrechte Schwingungsrichtungen besitzen, sollte bei eingeklapptem Analysator (ohne eingelegten Dünnschliff) stets das gesamte Sichtfeld dunkel erscheinen.
Literatur
Raith, M.M., Raase, P., Reinhardt, J. (2011): Leitfaden zur Dünnschliffmikroskopie
Stosch, H.-G. (2009): Skript zur Kristalloptik II – Mineralmikroskopie
Autor:innen
- Dieser Artikel wurde geschrieben und gegengelesen von:
- Carina Poetsch, Lina Seybold
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