Habitus und Tracht

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Die äußere Gestalt eines Minerals wird als Habitus bezeichnet, die Gesamtheit der entwickelten Flächen als Tracht.

Um die feinen, aber sehr wichtigen Unterschiede in der Morphologie eines Minerals zu beschreiben, muss man die beiden Begriffe, "Habitus" und "Tracht" verstehen.

Graphik zur Darstellung der Unterschiede zwischen Habitus und Tracht. Graphik: Elina Bauer, 2023)


Um das zu verstehen machen wir einen kleinen Exkurs: Schauen wir uns die oberen beiden Bilder an: du siehst dort zwei Frauen, die im wahrsten Sinne des Wortes die gleiche Tracht tragen, dafür unterscheiden sie sich eindeutig in ihrer Gestalt (Körpergröße und Haarfarbe). In der Fachsprache wird das als Habitus bezeichnet.

Auf dem zweiten Bild siehst du zwei Frauen, die sich zum Verwechseln ähnlich sehen – die gleiche Körpergröße und die gleiche Haarfarbe – sie haben den gleichen Habitus. Aber sie unterscheiden sich eindeutig in ihrer Tracht.

Die Tracht bezeichnet die Gesamtheit der entwickelten Flächen an einem Kristall. Die Gestalt des Kristalls, ergibt sich aus den Größenverhältnissen der Kristallflächen und wird als Habitus bezeichnet.
Im folgenden sind zwei rote Mineral abgebildet, sie beide haben in etwa die gleiche Farbe und Größe, d.h. sie haben den gleichen Habitus. Jedoch unterscheiden sie sich in der Anordnung der Kristallflächen, also in ihrer Tracht.

Bei den beiden Mineralen handelt es sich um das Mineral Eisenkiesel (eine Quarzvarietät mit der chemischen Formel SiO2) und das Mineral Zirkon (ZrSiO4). Sie sehen sich zwar auf den ersten Blick ähnlich, aber sie unterscheiden sich nicht nur in ihrer chemischen Zusammensetzung, sie haben auch unterschiedliche Kristallstrukturen.

Die folgenden beiden Minerale unterscheiden sich eindeutig in ihrem Habitus, da sowohl die Farbe als auch die Größe verschieden ist. Aber wenn wir uns ihre Gestalt genauer ansehen, sehen sie sich in Bezug auf die Anordnung der Kristallflächen sehr ähnlich, sie haben die gleiche Morphologie – ergo sie haben die gleiche Tracht.

Bei diesen Mineralen handelt es sich um die Minerale Grossular und Pyrop. Sie beide gehören zu der Mineralfamilie Granat. Das heißt, sie haben die gleiche Kristallstruktur, unterscheiden sich aber in ihrer chemischen Zusammensetzung: Wie die chemische Formel zeigt, enthalten beide Granate Aluminium, Silizium und Sauerstoff. Während es sich beim Grossular (Ca3Al2Si3O12) um einen Ca-Granat handelt, enthält der Pyrop (Mg3Al2Si3O12) Magnesium.

Wir sehen, der Habitus eines Minerals ist nicht entscheidend, es kommt auf die Tracht an: Früher, als es noch keine moderne Untersuchungsmethoden gab, konnte man so erkennen, ob bestimmte Minerale zu einer Mineralfamilie gehören, egal wie ihr Habitus ausschaut!  

Autor:innen

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Dieser Artikel wurde geschrieben und gegengelesen von:
Donjá Aßbichler, Antonia Hofmann, Soraya Heuss-Aßbichler, Carolin Otte
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