Pedogenese
Die Pedogenese oder Bodenbildung beschreibt den Prozess der Entstehung von Böden als ausdifferenzierte Sphäre die auf fest- oder Lockergestein aufliegt und sich maßgeblich aus diesem entwickelt hat. Durch die Prozesse der Bodenbildung entwickeln sich spezifische Abfolgen von Bodenhorizonten. Die so entstandenen, mit zunehmendem alter komplexeren Bodenprofile dienen schließlich einer Klassifikation in Bodentypen.
Rezente Bodenbildung in Gletschervorfeldern
Durch das Abschmelzen der Gletscher im alpinen Raum sind seit der letzten Kleinen Eiszeit (ca. 1850 in den europäischen Alpen) zwischen dem aktuellen Gletscherrand und dem Gletscherhöchststand der Kleinen Eiszeit große Flächen frei geworden, sogenannte Gletschervorfelder. Die Böden der Gletschervorfelder sowie deren beeinflussende Faktoren und Prozesse stellen einen wichtigen Aspekt der alpinen Hydrologie und Biodiversität dar. Die dominierenden Faktoren der Bodenentwicklung im alpinen Gletschervorfeld sind die Zeit, das Relief und das Ausgangsmaterial. Die dominierenden Prozesse der Pedogenese nach der Enteisung sind in chronologischer Reihenfolge die Frost- und Temperatursprengung, die Humusanreicherung und die Verbraunung, permanenter Störprozess ist der Massenversatz am Hang. Zukünftig relevante Prozesse im Boden des Gletschervorfelds werden vor allem die Verbraunung sowie die Podsolierung sein. Auch der Einfluss auf den globalen Kohlenstoffkreislauf wird durch den Zuwachs neuer Aufnahmeflächen immer größer.
Böden in alpinen Gletschervorfeldern
Weltweit schmelzen die Gletscher im alpinen Raum. In den europäischen Alpen verloren die Alpengletscher im Zuge der globalen Erwärmung seit Mitte des 19. Jahrhunderts rund 30 bis 40 % ihrer Fläche und etwa die Hälfte ihres Volumens. Von 1890 bis 1990 hat sich die Schmelzgeschwindigkeit gegenüber dem Jahrhundertmittel verdoppelt.[1] Im Laufe des 21. Jahrhunderts wird die Mehrheit der alpinen Gletscher verschwinden.[2] Durch das massive Abschmelzen werden zwischen dem aktuellen Gletscherrand und dem Gletscherhöchststand der Kleinen Eiszeit („Little Ice Age“, LIA, ca. 1850 in den europäischen Alpen) große Flächen frei, sogenannte Gletschervorfelder. Die Böden dieser Gletschervorfelder sind zum einen wichtig für die alpine Hydrologie: Gut entwickelte Böden können während der Schneeschmelze und nach Starkregen Wasser besser zurückhalten und dämpfen somit die Abflussmaxima, in Trockenzeiten erhalten sie hingegen den Abfluss. Zum anderen beeinflussen diese Böden auch maßgeblich die alpine Biodiversität: Gletschervorfelder bieten neuen Lebensraum und die Diversität der Böden fördert den Erhalt von Flora und Fauna.[3]
Autor:innen
- Dieser Artikel wurde geschrieben und gegengelesen von:
- Simon Kloos, Philipp Maly
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- ↑ Ellenberg, H., Leuschner, C. (2010): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. Stuttgart.
- ↑ Jürg, A. (2010): Gletscher der Alpen. Bern.
- ↑ Temme, A. (2019): The Uncalm Development of Proglacial Soils in the European Alps Since 1850. In: Heckmann, T., Morche, D. (Hrsg.): Geomorphology of Proglacial Systems: Landform and Sediment Dynamics in Recently Deglaciated Alpine Landscapes. Cham, 315-326