Zeitplan und Arbeitsorganisation
Eine gute Arbeitsorganisation ist sowohl bei der Durchführung einer wissenschaftlichen Arbeit als auch beim Arbeiten im Team enorm hilfreich und wird in vielen Berufsfeldern später vorausgesetzt. Manchen fällt es leicht, organisiert und strukturiert zu arbeiten, anderen weniger. Aber egal zu welcher der beiden Gruppen du zählst - das Beachten so mancher Tipps und Tricks wird dir sehr viel Frust und Stress - gerade im finalen Abschnitt der Arbeit - ersparen.
Zeitplan erstellen
Ein gutes Zeitmanagement beinhaltet die Berücksichtigung vieler verschiedener Faktoren. Um sich besser organisieren zu können, kann es helfen, einen Zeitplan zu erstellen. Damit dieser so realistisch wie möglich ist, sollte man einige Dinge beachten:
Absprache mit dem/der Betreuer:in
Natürlich soll man bei einer Bachelorarbeit zeigen, dass man zu selbstständigem Forschen und dem Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit fähig ist, dennoch ist man in der Regel nicht vollständig auf sich alleine gestellt. Manche Betreuer:innen bieten zum Beispiel an, Teile des Textes vor der Abgabe Korrektur zu lesen, oder auf andere Weise eine Hilfestellung zu leisten. Damit man von diesem Angebot Gebrauch machen kann, sollte man dies frühzeitig absprechen und genaue Fristen vereinbaren. Beachte, dass auch dein:e Betreuer:in viele Termine und Dienstreisen (z.B. zu Konferenzen oder Geländearbeiten) oder auch mal Urlaub hat.
Infrastruktur
Man sollte stehts darauf achten, dass Räume, Labore oder spezielles Arbeitsequipment, das man für die Durchführung braucht, auch tatsächlich verfügbar ist. Dazu gehört auch, die Frage zu klären, wann, wo und wie man in entsprechende Gebäude gelangt, Zutritt zu diesen Räumern erhält oder ob die Teilnahme an speziellen Sicherheitseinweisungen oder Kursen erforderlich ist, die oft nur jährlich oder halbjährlich zu bestimmten Zeiten stattfinden. Außerdem empfiehlt es sich, die eigenen Vorhaben frühzeitig anzumelden oder zu buchen, denn es kann immer Zeiten geben, in denen andere diese Ressourcen genauso dringend benötigen. Auch wenn das vielleicht kein alltäglicher Fall ist: Ist man auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, sollte man im Winter oder bei stürmischem Wetter bedenken, dass ein Zug auch einmal ausfallen kann und man im schlechtesten Fall einen gesamten Arbeitstag verliert. Sollte man für seine Arbeit auf Analytik zurückgreifen müssen, sollte man außerdem unbedingt beachten, dass dies ein sehr langer Prozess sein kann und auch die oft zeitaufwendige Probenaufbereitung sollte bei der Erstellung deines Zeitplans bedacht werden. Deshalb empfiehlt es sich, sich unbedingt vorher informieren!
Tipp: | |
Unter den Analytikmethoden hier im GEOWiki gibt es viele Artikel zu Analyse- und Aufbereitungsmethoden inklusive ungefähren Zeitangaben pro Probe! |
Puffer einbauen
Kleinere und größere „Katastrophen“ können immer einmal vorkommen. Seien es heruntergefallene Proben, belegte Labore, Ausfall von Analysegeräten oder ein Datenverlust – wenn man in seinem Zeitplan genügend Pufferzeiten einbaut, kann man solche Probleme auffangen und gerät nicht sofort in Zeitnot. Daran, dass man auch einmal krank werden kann und dann gleich mehrere Tage oder noch mehr Zeit verliert, denkt man meistens nicht, sollte man bei der Zeitplanung aber auch unbedingt im Hinterkopf behalten.
Priorisierung
Gerade bei der Durchführung einer wissenschaftlichen Arbeit passiert es leicht, dass man sich verzettelt. Daher sollte man neben der Erstellung seines Zeitplanes auch eine To-Do-Liste verfassen, in der die noch zu erledigenden Aufgaben nach Wichtigkeit sortiert sind. Im Zweifelsfall lässt man dann eine zwar vermeintlich dringliche, aber insgesamt unwichtige Aufgabe weg, statt bei den wirklich wichtigen Dingen in Zeitnot zu geraten.
Einteilen der Arbeitseinheiten
Beim Einteilen der Arbeitseinheiten ist es oft leichter, die anstehenden Arbeiten in kleinere "Arbeitspakete" zu unterteilen. Nimmt man sich eine kürzere Einheit vor, ist die Wahrscheinlichkeit höher, sich nicht ablenken zu lassen als bei einer längeren unstrukturierten. Viele kurze Pausen, frische Luft und ein wenig Bewegung zwischendurch können die Motivation zusätzlich erhöhen.
Da ein Großteil der Arbeit digital stattfindet, stellt sich am Abend oft die Frage "Was habe ich heute überhaupt gemacht?" Daher kann es zusätzlich sehr motivierend sein, sich die geschafften Arbeiten zu notieren oder unter den jeweiligen Punkt der To-Do-Liste einen Haken zu setzen. So hat man am Ende eines Tages immer einen Überblick darüber, was man alles geschafft hat und kann dabei zusehen, wie man immer weiter vorankommt.
Tagespläne inkl. kurz- und langfristiger Belohnungen
Ähnlich wie kurze Pausen die Motivation erhöhen, so können dies auch Belohnungen. Dabei sollte man sich sowohl kurz- als auch langfristige Belohnungen überlegen, die einen dazu motivieren können, seine Arbeitseinheiten einzuhalten. Kurzfristige, kleine Belohnungen sollte man an das Ende einer jeden Arbeitseinheit setzen, um sich unmittelbar nach Erreichen dieser zu belohnen. Langfristige Belohnungen kann man sich zum Beispiel an das Ende eines jeden Arbeitstages setzen und an das Erreichen bestimmter Zwischenziele knüpfen. Wichtig ist dabei, dass alle Belohnungen als etwas wirklich Erstrebenswertes betrachtet werden, man sollte sich also genau überlegen, was einem selbst Freude bereitet.
Beispiel: | |
Kurzfristige Belohnungen könnten sein: Längerfristige Belohnungen könnten sein: |
Motivation und Prokrastination
Auch, wenn man das häufig anders zu hören bekommt, hat Prokrastination nicht immer etwas mit Faulheit oder der Unfähigkeit, sich an einen Arbeitsplan halten zu können, zu tun. Häufig können Perfektionismus oder die Angst vorm eigenen Scheitern ursächlich dafür sein, dass man Dinge bis zum letzten Moment aufschiebt.
Dagegen kann helfen, die nötigen Arbeitsschritte in möglichst kleine Zwischenschritte zu unterteilen, um den „Berg“ an Aufgaben, der vor einem liegt, bewältigbarer und leichter erscheinen zu lassen. Hier ist auch unbedingt das Einsetzen der bereits erwähnten kurzfristigen Belohnungen zu beachten.
Tipp: | |
Wenn man nicht weiterkommt, erstmal überlegen, wie man die anstehende Aufgabe in kleinere Teilaufgaben unterteilen könnte. Dann für das Erreichen jeder Teilaufgabe eine kleine Belohnung überlegen und es nochmal mit der ersten Teilaufgabe probieren! |
Arbeitsorganisation
Eine gute Arbeitsorganisation stellt sicher, dass man seine angepeilten Ziele gut erreichen kann, ohne sich ständig mit dem Lösen von Problemen von den eigentlich wichtigen Punkten abzulenken.
Dazu sollte man folgendes beachten:
- Sind alle Voraussetzungen gegeben, die ich für ein reibungsloses Durchführen meiner Experimente benötige? Sind die Labore gebucht, steht mein Arbeitsequipment bereit, habe ich all mein Probenmaterial zusammen, etc.?
- Habe ich Zugriff auf alle notwendigen Programme bzw. Software, um meine Experimente durchführen und meine Daten auswerten zu können?
- Habe ich das notwendige Know-How, um meine Experimente oder Analytik durchführen und meine Daten richtig auswerten zu können?
- Habe ich mir eine Arbeitsumgebung geschaffen, in der ich mich weitestgehend vor Ablenkungen von außen abschirmen und produktiv arbeiten kann?
Vorgegebene Methoden als Hilfestellung für ein gutes Zeitmanagement
Es gibt inzwischen sehr viele Methoden, die einem helfen können, sich ein besseres Zeitmanagement anzueignen. Von manchen dieser, zum Beispiel der 80/20-Methode hat fast jeder schonmal etwas gehört. Da aber jeder anders ist und nicht alle Methoden bei jedem gleich gut funktionieren, muss man anfangs wahrscheinlich ein wenig ausprobieren, bis man das findet, was bei einem selbst am besten funktioniert.
Die 80/20-Methode begründet sich letztendlich auf der Aussage, dass man mit 20% des Aufwands schon 80% des Ergebnisses bzw. Erfolgs erreichen kann. Die übrigen 20% bis zur „Perfektion“ einer Aufgabe kosten dann hingegen einen extrem großen Zusatzaufwand und viel Zeit.
Natürlich sind diese Zahlen nur Richtwerte und können von Person zu Person ganz unterschiedlich aussehen. Sie vermitteln aber durchaus die Quintessenz dessen, um was es hier geht: Bevor man sich in Details verliert, ist es sehr wichtig darauf zu achten, dass erst einmal das Grundgerüst steht. Perfektionieren kann man am Schluss immer noch, aber wenn man sich zu früh in Details verliert, wird man hinten raus vielleicht mit den wirklich wichtigen Dingen nicht mehr fertig.
Dies gilt übrigens auch für das Verfassen des ersten Rohentwurfs einer Arbeit! Besser, man traut sich frühzeitig, einen größeren Textabschnitt zu schreiben, auch wenn in diesem noch etliche Fehler stecken. Korrekturlesen-/ und schreiben kann man hinterher noch zur Genüge. Wenn man aber schon zu Beginn an jedem Wort feilt, verliert man oft unnötig viel Zeit, die dir an anderen Enden deiner Arbeit dann fehlen wird.
Wie sinnvoll es ist, sich eine To-Do-Liste zu erstellen und die einzelnen Punkte nach Wichtigkeit und Dringlichkeit zu sortieren, wurde oben bereits erläutert, ebenso das Unterteilen von wichtigen Aufgaben in möglichst viele Zwischenschritte und das Belohnen bei Erfolg. Inzwischen lassen sich sogar auf YouTube schon einige Videos finden, die sich mit dieser Thematik befassen und zum Beispiel festgelegte Arbeits- und Pausenintervalle mit Hintergrundmusik oder ähnlichem vorgeben.
Tipp: | |
Was einem selbst gut liegt und vor allem wie gut umsetzbar die jeweiligen Methoden im Einzelnen sind, ist individuell unterschiedlich. Natürlich spricht auch nichts dagegen, sich aus mehreren Methoden jeweils das Beste auszusuchen und sich so seinen eigenen „Methodenkasten“ zusammenzubauen! |
Autor:innen
- Dieser Artikel wurde geschrieben und gegengelesen von:
- Friedericke Knauss, Donja Aßbichler, Simon Kübler
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