Die Bestimmung und Berücksichtigung von Messunsicherheiten dient dazu, eine realistische Bewertung der Messergebnisse vornehmen zu können. Ziel ist es dabei die endgültige Unsicherheit zu bestimmen.
Konzept
- Berücksichtigung von zufälligen und systematischen Fehlern -> realistische Bewertung der Messergebnisse
- Notwendig, da bei heutigen Messtechniken systematische Abweichungen oft dominieren
- Mit nur einem Parameter kann die Verlässlichkeit einer Messung / Analysemethode zu charakterisiert werden
- Hilfreich, da nicht immer eine ausreichende Zahl von Messungen für eine repräsentative statistische Aufbereitung durchgeführt werden kann
- Nicht messbare Einflüsse können berücksichtigt werden
- Jeder berücksichtigte Einfluss erweitert den Unsicherheitsbereich (domain of uncertainty) -> Größenordnungen der Einflussgrößen müssen abgeschätzt werden; nur die größten Beiträge werden beachtet
- Überlagerung von Unsicherheiten analog zu Fehlerfortpflanzung (error propagation)
- Wahrscheinlichkeit für Auftreten eines Messwerts im gesamten Intervall gleich, nur von Breite des Intervalls abhängig
- Unsicherheit U = Wahrscheinlichkeit, dass der wahre Wert innerhalb eines bestimmten Wertintervalls liegt
- Dabei hängt die Wahrscheinlichkeit nur vom Erweiterungsfaktor (amplification factor)k (Breite des Intervalls) ab; nicht vom Messwert
- Intervallbreite in Höhe der einfachen Standardabweichung : 67%
- Verdopplung gemäß wahre Wert +- k*U mit k=2: 95%
- Unterschiedliche Konzepte für die Bestimmung der Messunsicherheiten -> Kenntnisse zur Überlagerung von Messunsicherheiten / zur Fehlerfortpflanzung (error propagation) erforderlich
Methoden zur Bestimmung der Messunsicherheiten
Mit Hilfe der Bottom-up-Methode (bottom-up method) und der Top-down-Methode (top-down method) können Messunsicherheiten bestimmt werden. Im Folgenden werden beide Methoden sich gegenübergestellt.
Methoden
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Bottom-up-Methode (bottom-up method)
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Top-down-Methode (top-down method)
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Was?
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Separate Betrachtung der Fehlereinflüsse, aus welchen ein Unsicherheitsbudget errechnet wird
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Gesamt Betrachtung des Prüfverfahrens (inspection procedure)
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Wie?
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Gesamtunsicherheit:
Summation der Einzelbeiträge gemäß
Die endgültige Unsicherheit kann durch den Erweiterungsfaktor k bestimmt werden:
Die Abläufe zur Bestimmung der Unsicherheiten erfordern:
- Genaue Beschreibung des Analyseverfahrens und Auflistung aller Einflussfaktoren
- Aussonderung der unwichtigen Einflüsse
- Bestimmung der Verteilungsmodelle für die einzelnen Verteilungsgrößen
- experimentelle Daten werde durch Gauß-Verteilungen beschrieben
- systematische Abweichungen werde durch Rechteckverteilungen beschrieben
- Bestimmung der Wertebereiche und der Standardabweichungen der Parameter
- Bestimmung der kombinierten Unsicherheiten (Fehlerfortpflanzung)
- Bestimmung der Erweiterungsfaktoren und damit der erweiterten Unsicherheiten
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Die endgültige Unsicherheit ergibt sich aus den Unsicherheiten der Referenzproben und Beiträgen aus der Analyse:
Mit
UGesamt
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Gesamtunsicherheit
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ΔSol-Ist
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Abweichung vom Erwartungswert bei der Analyse der Referenzprobe - systematische Abweichung (Massenanteil oder Schichtdicke)
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ΔvReferenz
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Standardabweichung des Referenzwerts (aus dem Zertifikat)
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ΔvKontrolle
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Standardabweichung bei der Analyse der Referenzprobe
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ΔvProbe
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Standardabweichung bei der Analyse der unbekannten Probe
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n, m, k
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Anzahl der jeweiligen Bestimmungen
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Die endgültige Messunsicherheit entspricht der Gesamtunsicherheit multipliziert mit dem Erweiterungsfaktor (amplification factor) k, wobei k den Umfang der erfassten Werte angibt.
Die Abläufe zur Bestimmung der Unsicherheiten erfordern:
die aus der Untersuchung von Referenzmaterialien erhaltenen Kennwerte, wie z.B. Präzision und Richtigkeit, oder aus Ringversuchen erhaltenen Daten, um die Einflüsse der vielen Unsicherheitskomponenten in einem Wert zusammenzufassen
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- guter Überblick über den Einfluss der einzelnen Prozessschritte auf das Analyseergebnis
- Erkennen von wesentlichen Unsicherheiten, wodurch deren Einfluss korrigiert oder reduziert werden kann
- Durch den Fokus auf wesentliche Fehlerbeiträge kann der Aufwand reduziert werden
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- Die bestimmten Unsicherheiten können für die zu bestimmenden unbekannten Proben genutzt werden, wenn diese der Vergleichsprobe ausreichend ähnlich ist und das gleiche Analyseverfahren verwendet wurde
- Im Vergleich zur Top-down-Methode einfach anzuwenden
- Erfordert vergleichsweise einen geringen Messaufwand, weil
- Alle Einflüsse automatisch Berücksichtigung finden, selbst solche die nicht offensichtlich erfassbar oder zuordenbar sind
- Der Aufwand für deren Bestimmung relativ gering ist
- Systematische Abweichungen einfach erkennbar -> korrigierbar
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- Sehr hoher Aufwand, da alle Einflüsse bestimmt, untersucht und ihre Beiträge definiert werden müssen
- Bei einer unvollständigen Berücksichtigung systematischer Abweichungen kommt es zu einer Überbewertung der Gesamtunsicherheiten
- Die Methode setzt ein umfassendes mathematisches Modell voraus, das auf mathematischen Beobachtungen jeder einzelnen Unsicherheitskomponente beruht
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- Fehlen von mathematischen Zusammenhängen, wodurch keine sinnfällige Bestimmung des Unsicherheitsbudgets aller Arbeitsschritte möglich ist
- Einzelbeiträge sind nicht im Mittelpunkt, wodurch es nur bedingt Möglichkeiten zur Fehlerkorrektur gibt
- Die Zusammensetzung von Vergleichsprobe und unbekannter Probe sollten weitgehend identisch sein
- Die Prozeduren zur Bestimmung der Gehalte können sich unterscheiden, es ist nicht immer bekannt wie die Bestimmungen bei den verwendeten Referenzproben erfolgten
- Unterschiedliche Beiträge zur Unsicherheit können nicht getrennt untersucht werden, sondern nur deren Summe -> keine gezielte Reduzierung von Fehlereinflüssen möglich, Optimierung der Analysemethode erschwert
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Die Methode kann nur dann verwendet werden, wenn genaue mathematische Zusammenhänge für die einzelnen Unsicherheitsquellen bekannt sind.
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Für den praktischen Laboreinsatz, da bei komplexen mehrstufigen analytischen Verfahren die einzelnen Unsicherheitskomponenten nicht umfassend mathematisch erfasst werden können.
Best-Practice-Methode
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Bottom-up-Methode
Top-down-Methode
Referenz
Haschke M., Flock J. (2017): Röntgenfluoreszenzanalyse in der Laborpraxis. – 1. Aufl., 448 S.; Weinheim (Wiley-VCH)
Autor:innen
- Dieser Artikel wurde geschrieben und gegengelesen von:
- Felicitas Kaplar, Donja Aßbichler
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