Das Schmidt’sche Netz & das Wulffsche Netz
Zu den Grundprinzipien des Schmidt’sche Netzes gehört das Eintragen von Flächen, Faltenachsen und Linearen. Dies wird in den folgenden Beispielaufgaben kurz Schritt-für-Schritt erklärt:
Abb. 1: Gegenüberstellung zweier unterschiedlicher Stereonetze: Im Gegensatz zum winkeltreuen Wulff ‘schen Netz (rechts) ist das Schmidt’sche Netz (links) flächentreu.
Manuelle Eintragung von Flächen und Linearen in das Schmidt’sche Netz
Zubehör: ein ausgedrucktes Netz, Transparentpapier, einen Reißnagel, Bleistift und Radiergummi.
Vorbereitung: Durch den Mittelpunkt des Schmidt’sche Netzes und das Transparentpapier (Oleate genannt) drückt man von unten einen Reisnagel und befestigt somit die Oleate drehbar. Im Nächsten Schritt werden die Himmelsrichtungen und der Außenkreis auf das Transparentpapier durchgepaust.
Im Folgenden einige Beispiele:
Beispiel 1: Eintragen einer Fläche als Großkreis mit dem Streichwert. Raumlage: 40/50 SE
Beispiel 2: Eintragen einer Fläche als Großkreis mit dem Clar-Wert: 130/50
(Die Flächen in Beispiel 1 und Beispiel 2 sind die Gleichen, nur einmal Konventionell und einmal nach Clar gemessen!)
Beispiel 3: Ermittlung einer Faltenachse aus den Clarwerten 120/60 und 250/20
Beispiel 1: Eintragen einer Fläche als Großkreis mit dem Streichwert. Raumlage: 40/50 SE
Abb. 2: Zuerst markiert man die Streichrichtung 40° am Außenrand.
Abb. 3: Dann wird der Nordpol der Oleate über dem feststehenden Schmidt’schen Netz soweit gegen den Uhrzeigersinn nach links gedreht, bis er über der Streichrichtung der einzutragenden Fläche zum Liegen kommt (hier im Beispiel 40°).
Abb. 4: Im nächsten Teilschritt wird über der E-W Achse des Netzes auf der Oleate vom Rand (0°) zum Mittelpunkt (90°) hin die 50° abgetragen. Da die Einfallsrichtung SE entspricht wird diese in diesem Sektor des Netzes eingetragen.
Abb. 5: Dann wird der markierte Punkt auf die Oleate mit dem N - und S-Pol des Netzes durch einen Großkreis verbunden.
Abb. 6: Im letzten Schritt dreht man die Oleate, bis ihr Nordpol, mit dem des Netzes zur Deckung kommt. Jetzt schneidet die Flächenspur (40/50 SE) auf die Oleate den Außenkreis des Netzes bei 40° im NE-Sektor und bei 220° im SW-Sektor. Beachte, je steiler die Fläche einfällt, desto mehr nähert sie sich dem Mittelpunkt des Netzes. Und umso flacher sie einfällt, je weiter wandert die Flächenspur zum Außenkreis.
Animation Beispiel 1: Eintragen einer Fläche als Großkreis mit dem Streichwert. Raumlage: 40/50 SE
Beispiel 2: Eintragen einer Fläche als Großkreis mit dem Clar-Wert: 130/50
Abb. 7: Im ersten Schritt wird die Einfallsrichtung auf die Oleate markiert (130° von N nach S abzählen).
Abb. 8: im zweiten Schritt wird diese Markierung auf die E-W Achse gedreht, bis die Markierung über der E-Richtung des Netzes liegt.
Abb. 9: Von dort aus wird der Einfallswinkel vom Außenrand des Netzes nach innen abgetragen und mit X markiert (X = Durchstoßpunkt der Falllinie der Fläche, 50° nach innen abzählen).
Abb. 10: Für den Flächenpol werden von X auf der E-W Achse über den Mittelpunkt 90° abgezählt und ein weiterer Punkt 0 markiert (0 = Durchstoßpunkt der flächennormale = Flächenpol). Man kann die Flächenpole direkt eintragen, indem man den Wert des Einfallswinkels (nach dem Drehen auf die E-W Achse) vom Mittelpunkt aus auf die gegenüberliegende Seite abzählt).
Abb. 11: Als vorletzter Schritt wird der Großkreise durch X eingetragen, so erhält man dann die Flächenspur.
Abb. 12: Zum Schluss dreht man die Oleate wieder in die Ausgangslage. Die Flächenspur 130/50 auf der Oleaten trifft den Außenkreis des Netzes bei 40° im NE-Sektor und bei 220° im SW- Sektor.
Animation Beispiel 2: Eintragen einer Fläche als Großkreis mit dem Clar-Wert: 130/50
Beispiel 3a: Ermittlung einer Faltenachse aus den Clarwerten 120/60 und 250/20 und den Großkreisen
Hier gibt es zwei Möglichkeiten: a) aus Großkreisen
Abb. 13: Die Großkreise zeichnet man analog zum Vorherigen Beispiel 2). Im Schnittpunkt der Großkreise markiert man den ß-Punkt (gelb). Dieser Punkt ist der Durchstoßpunkt der Faltenachse B.
Abb. 14: Die Großkreise zeichnet man analog zum Vorherigen Beispiel 2). Im Schnittpunkt der Großkreise markiert man den ß-Punkt (gelb). Dieser Punkt ist der Durchstoßpunkt der Durchstoßpunkt der Faltenachse B.
Abb. 15: Durch Drehen der Oleate in die Ursprungslage, zeigt die Markierung am Außenrand die Einfallsrichtung der Faltenachse an (hier 202°). So ergibt sich für die Raumlage des Schnittpunktes der Clarwert 202/14.
Animation Beispiel 3a: Ermittlung einer Faltenachse aus den Clarwerten 120/60 und 250/20 und den Großkreisen
Beispiel 3b: Ermittlung einer Faltenachse aus den Clarwerten 120/60 und 250/20 und den Flächenpolen
Hier gibt es zwei Möglichkeiten: b) aus Flächenpolen
Man zeichnet zuerst wieder die Flächenpole wie in Beispiel 2.
Abb. 16: Wenn man die Flächenpole gezeichnet hat, dreht man die Oleate über das Netz, bis sie einen gemeinsamen Nord-Süd-verlaufenden Großkreis schneiden. Diesen zeichnet man dann ein. Diesen Kreis bezeichnet man als π-Kreis. Der Polpunkt zu diesem Kreis kann ermittelt werden und entspricht dem β-Punkt (gelb).
Abb. 17: Die Ermittlung der Raumlage des ß-Punktes verläuft analog zu oben.
Abb. 18: Die Faltenachse aus den Clarwerten 120/60 und 250/20
Animation Beispiel 3b: Ermittlung einer Faltenachse aus den Clarwerten 120/60 und 250/20 und den Flächenpolen
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Weiterführende Literatur
Autor: Reuther, Claus-Dieter, 2012, Grundlagen der Tektonik : Kräften und Spannungen der Erde auf der Spur
Autor:innen
- Dieser Artikel wurde geschrieben und gegengelesen von:
- Wolfgang Stoiber, Donjá Aßbichler
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