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Verheijen et al. schlagen vor, natürliche Bodenbildungsraten als Grundlage für die Festlegung tolerierbarer Bodenerosionsraten heranzuziehen.<ref name=":1" /> Die geschätzte Bodenbildungsrate aus Verwitterung und Staubeinträgen liegt in weiten Teilen Europas bei ca. 0,3 – 1,4 t ha<sup>-1</sup> yr<sup>-1</sup>.<ref name=":1" /> In Europa sind die aktuellen Erosionsraten auf Ackerland im Durchschnitt 3 bis 40 mal höher als die tolerierbaren Abtragsraten.<ref name=":1" /> Wenn die gemessenen und geschätzten Wertebereiche der Bodenbildung und Bodenerosion den tatsächlichen Werten entsprechen und die aktuellen Bodenbearbeitungstechniken beibehalten werden, könnten viele ackerbaulich genutzte Böden, vor allem auf Hängen, innerhalb der nächsten hundert Jahre 2–30 cm dünner sein als heute. Für viele Oberböden in Europa würde dies zu erheblichen Verschlechterungen oder sogar zum Verlust von Bodenfunktionen führen.<ref name=":1" /> Etwa 33% der globalen landwirtschaftlichen Nutzfläche sind bereits degradiert. Dabei wird die Degradation zu mehr als 55% durch Wassererosion und zu fast 33% durch Winderosion verursacht.<ref>Food and Agriculture Organization of the United Nations & Intergovernmental Technical Panel on Soils (FAO & ITPS; 2015): Status of the World’s Soil Resources. Main report. Rome. </ref> | Verheijen et al. schlagen vor, natürliche Bodenbildungsraten als Grundlage für die Festlegung tolerierbarer Bodenerosionsraten heranzuziehen.<ref name=":1" /> Die geschätzte Bodenbildungsrate aus Verwitterung und Staubeinträgen liegt in weiten Teilen Europas bei ca. 0,3 – 1,4 t ha<sup>-1</sup> yr<sup>-1</sup>.<ref name=":1" /> In Europa sind die aktuellen Erosionsraten auf Ackerland im Durchschnitt 3 bis 40 mal höher als die tolerierbaren Abtragsraten.<ref name=":1" /> Wenn die gemessenen und geschätzten Wertebereiche der Bodenbildung und Bodenerosion den tatsächlichen Werten entsprechen und die aktuellen Bodenbearbeitungstechniken beibehalten werden, könnten viele ackerbaulich genutzte Böden, vor allem auf Hängen, innerhalb der nächsten hundert Jahre 2–30 cm dünner sein als heute. Für viele Oberböden in Europa würde dies zu erheblichen Verschlechterungen oder sogar zum Verlust von Bodenfunktionen führen.<ref name=":1" /> Etwa 33% der globalen landwirtschaftlichen Nutzfläche sind bereits degradiert. Dabei wird die Degradation zu mehr als 55% durch Wassererosion und zu fast 33% durch Winderosion verursacht.<ref>Food and Agriculture Organization of the United Nations & Intergovernmental Technical Panel on Soils (FAO & ITPS; 2015): Status of the World’s Soil Resources. Main report. Rome. </ref> | ||
==Ökologische Landwirtschaft== | ==Ökologische Landwirtschaft== | ||
=====Konservierender Landwirtschaft und Direktsaat===== | |||
Das Pflügen ist in der konventionellen Landwirtschaft eine der wichtigsten Formen der Bodenbearbeitung. Anwendung findet das Pflügen u.a. zur Lockerung des Bodens, zur Unkrautbekämpfung, zur Unterstützung der Freisetzung von Bodennährstoffen durch Mineralisierung und Oxidation, zur Einarbeitung von Ernterückständen und Düngemitteln sowie zur Vorbereitung des Saatbetts.<ref>Farooq, M., Siddique, K. (2015): Conservation Agriculture: Concepts, Brief History, and Impacts on Agricultural Systems. In: Farooq, M., Siddique, K. (2015): Conservation Agriculture. Springer. n. pag. </ref> Trotz dessen ist das Pflügen eine für Böden hochgradig destruktive Bearbeitungsform.<ref name=":2">Lal, R., Reicosky, D., Hanson, J. (2007): Evolution of the plow over 10,000 years and the rationale for no-till farming. Soil & Tillage Research, 93, 1-12.</ref> Bodenerosion, Verlust von organischem Kohlenstoff, Nährstoffverarmung und Bodenverdichtung sind direkte Folgen des Pflügens. | Das Pflügen ist in der konventionellen Landwirtschaft eine der wichtigsten Formen der Bodenbearbeitung. Anwendung findet das Pflügen u.a. zur Lockerung des Bodens, zur Unkrautbekämpfung, zur Unterstützung der Freisetzung von Bodennährstoffen durch Mineralisierung und Oxidation, zur Einarbeitung von Ernterückständen und Düngemitteln sowie zur Vorbereitung des Saatbetts.<ref>Farooq, M., Siddique, K. (2015): Conservation Agriculture: Concepts, Brief History, and Impacts on Agricultural Systems. In: Farooq, M., Siddique, K. (2015): Conservation Agriculture. Springer. n. pag. </ref> Trotz dessen ist das Pflügen eine für Böden hochgradig destruktive Bearbeitungsform.<ref name=":2">Lal, R., Reicosky, D., Hanson, J. (2007): Evolution of the plow over 10,000 years and the rationale for no-till farming. Soil & Tillage Research, 93, 1-12.</ref> Bodenerosion, Verlust von organischem Kohlenstoff, Nährstoffverarmung und Bodenverdichtung sind direkte Folgen des Pflügens. | ||
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Bei der Direktsaat bleibt der Boden mit Ausnahme von Düngereinspritzungen von der Ernte bis zur nächsten Aussaat ungestört.<ref name=":4">Upadhyaya, S., Lancas, K., Santos-Filho, A., Raghuwanshi, N. (2001): Onepass tillage equipment outstrips conventional tillage method. California Agriculture, 55, 44-47.</ref><ref name=":5">Mitchell, J., Pettygrove, G., Upadhyaya, S., Shrestha, A., Fry, R., Roy, R., Hogan, P., Vargas, R., Hembree, K. (2009): Classification of Conservation Tillage Practices in California Irrigated Row Crop Systems. University of California. Division of Agriculture and Natural Resources, 8364, 1-8.</ref> Zur Aussaat wird lediglich eine kleine Rille geöffnet, in die das Saatgut eingebracht wird. Bei der Ernte werden nur die Fruchtkörper eingefahren, während der Rest der Pflanze auf dem Feld verbleibt.<ref name=":6">Dumanski, J., Peiretti, R. (2013): Modern concepts of soil conservation. International Soil and Water Conservation Research, 1, 19-23.</ref> Aus den Pflanzenresiduen bildet sich Mulch, der sich schließlich zu stabiler organischer Bodensubstanz entwickelt.<ref>Dumanski, J., Peiretti, R., Benites, J., McGarry4, D., Pieri, C. (2006): The Paradigm of Conservation Agriculture. Proceedings of World Association of Soil and Water Conservation, 1, 58-64.</ref> NoTill bietet Schutz vor Erosion und Verlust von organischem Kohlenstoff und trägt dazu bei, den Zustand der organischen Substanz, die Wassernutzungseffizienz, die Nährstoffkreisläufe sowie die Bodenbiologie zu verbessern.<ref name=":3" /><ref name=":6" /> Zudem reduziert NoTill im Vergleich zu anderen Pflugsystemen die Anzahl der Bodenbearbeitungsvorgänge und die Menge des verwendeten Kraftstoffes.<ref name=":4" /><ref name=":5" /> | Bei der Direktsaat bleibt der Boden mit Ausnahme von Düngereinspritzungen von der Ernte bis zur nächsten Aussaat ungestört.<ref name=":4">Upadhyaya, S., Lancas, K., Santos-Filho, A., Raghuwanshi, N. (2001): Onepass tillage equipment outstrips conventional tillage method. California Agriculture, 55, 44-47.</ref><ref name=":5">Mitchell, J., Pettygrove, G., Upadhyaya, S., Shrestha, A., Fry, R., Roy, R., Hogan, P., Vargas, R., Hembree, K. (2009): Classification of Conservation Tillage Practices in California Irrigated Row Crop Systems. University of California. Division of Agriculture and Natural Resources, 8364, 1-8.</ref> Zur Aussaat wird lediglich eine kleine Rille geöffnet, in die das Saatgut eingebracht wird. Bei der Ernte werden nur die Fruchtkörper eingefahren, während der Rest der Pflanze auf dem Feld verbleibt.<ref name=":6">Dumanski, J., Peiretti, R. (2013): Modern concepts of soil conservation. International Soil and Water Conservation Research, 1, 19-23.</ref> Aus den Pflanzenresiduen bildet sich Mulch, der sich schließlich zu stabiler organischer Bodensubstanz entwickelt.<ref>Dumanski, J., Peiretti, R., Benites, J., McGarry4, D., Pieri, C. (2006): The Paradigm of Conservation Agriculture. Proceedings of World Association of Soil and Water Conservation, 1, 58-64.</ref> NoTill bietet Schutz vor Erosion und Verlust von organischem Kohlenstoff und trägt dazu bei, den Zustand der organischen Substanz, die Wassernutzungseffizienz, die Nährstoffkreisläufe sowie die Bodenbiologie zu verbessern.<ref name=":3" /><ref name=":6" /> Zudem reduziert NoTill im Vergleich zu anderen Pflugsystemen die Anzahl der Bodenbearbeitungsvorgänge und die Menge des verwendeten Kraftstoffes.<ref name=":4" /><ref name=":5" /> | ||
=====Alternatives Unkrautmanagement===== | |||
Unkräuter beeinträchtigen Wachstum und Entwicklung von Kulturpflanzen, indem sie mit ihnen um Nährstoffe, Platz, Licht und Feuchtigkeit konkurrieren.<ref name=":7">Jabran, K., Mahajan, G., Sardana, V., Chauhan, B. (2015): Allelopathy for weed control in agricultural systems. Crop Protection, 72, 57-65.</ref><ref>Rajcan, I., Swanton, C. (2001): Understanding maize‑weed competition: resource competition, light quality and the whole plant. Field Crops Research, 71, 139-150.</ref> Indirekte negative Beeinflussung der Unkräuter auf Kulturpflanzen geschieht über allelopatische Eigenschaften bestimmter Unkräuter. Des Weiteren können Unkräuter als Träger für viele Insektenschädlinge und Pflanzenkrankheiten fungieren. Der weltweite Ertragsverlust in den Hauptkulturen durch Unkräuter liegt bei ca. 34%.<ref name=":7" /> | Unkräuter beeinträchtigen Wachstum und Entwicklung von Kulturpflanzen, indem sie mit ihnen um Nährstoffe, Platz, Licht und Feuchtigkeit konkurrieren.<ref name=":7">Jabran, K., Mahajan, G., Sardana, V., Chauhan, B. (2015): Allelopathy for weed control in agricultural systems. Crop Protection, 72, 57-65.</ref><ref>Rajcan, I., Swanton, C. (2001): Understanding maize‑weed competition: resource competition, light quality and the whole plant. Field Crops Research, 71, 139-150.</ref> Indirekte negative Beeinflussung der Unkräuter auf Kulturpflanzen geschieht über allelopatische Eigenschaften bestimmter Unkräuter. Des Weiteren können Unkräuter als Träger für viele Insektenschädlinge und Pflanzenkrankheiten fungieren. Der weltweite Ertragsverlust in den Hauptkulturen durch Unkräuter liegt bei ca. 34%.<ref name=":7" /> | ||