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Steppenlandschaften werden je nach hygrischen Bedingungen hauptsächlich auf zwei verschiedene Arten landwirtschaftlich genutzt: weidewirtschaftlich und ackerbaulich. Beide Landnutzungen können verschiedene Arten der Bodendegradation hervorrufen.<ref name=":0">Schultz, J. (2016): Die Ökozonen der Erde. Verlag Eugen Ulmer.</ref> | Steppenlandschaften werden je nach hygrischen Bedingungen hauptsächlich auf zwei verschiedene Arten landwirtschaftlich genutzt: weidewirtschaftlich und ackerbaulich. Beide Landnutzungen können verschiedene Arten der Bodendegradation hervorrufen.<ref name=":0">Schultz, J. (2016): Die Ökozonen der Erde. Verlag Eugen Ulmer.</ref> | ||
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==Landnutzung in den Steppen== | == Landnutzung in den Steppen == | ||
Grundsätzlich lässt sich die kommerzielle landwirtschaftliche Nutzung der Steppen in zwei große Bereiche aufteilen. Zum einen das sog. Ranching, das in der Kurzgras- und Wüstensteppe betrieben wird, zum anderen der Getreideanbau, der vor allem in der Langgras- und Mischgrassteppe betrieben wird. Zwischen diesen beiden liegt die agronomische Trockengrenze, ab welcher ein ertragssicherer Getreideanbau nicht mehr möglich ist. Sie liegt zwischen 250 und 350 mm Niederschlag/Jahr. Die Menschheit hat diese Grenze aber immer weiter in Richtung niederschlagsärmerer Gebiete verschoben, durch Verwendung trockenresistente Sorten oder Feldfrüchte wie Erdnüsse, Hirse oder Kichererbsen. Heute ist Ackerbau bis weit in die Kurzgrassteppe zu finden.<ref name=":0" /><ref>Gintzburger, G., Le Houérou, H. N., Toderich, K. N. (2005): The Steppes of Middle Asia: Post-1991 Agricultural and Rangeland Adjustment. Arid Land Research and Management 19, 215–239.</ref> | Grundsätzlich lässt sich die kommerzielle landwirtschaftliche Nutzung der Steppen in zwei große Bereiche aufteilen. Zum einen das sog. Ranching, das in der Kurzgras- und Wüstensteppe betrieben wird, zum anderen der Getreideanbau, der vor allem in der Langgras- und Mischgrassteppe betrieben wird. Zwischen diesen beiden liegt die agronomische Trockengrenze, ab welcher ein ertragssicherer Getreideanbau nicht mehr möglich ist. Sie liegt zwischen 250 und 350 mm Niederschlag/Jahr. Die Menschheit hat diese Grenze aber immer weiter in Richtung niederschlagsärmerer Gebiete verschoben, durch Verwendung trockenresistente Sorten oder Feldfrüchte wie Erdnüsse, Hirse oder Kichererbsen. Heute ist Ackerbau bis weit in die Kurzgrassteppe zu finden.<ref name=":0" /><ref>Gintzburger, G., Le Houérou, H. N., Toderich, K. N. (2005): The Steppes of Middle Asia: Post-1991 Agricultural and Rangeland Adjustment. Arid Land Research and Management 19, 215–239.</ref> | ||
Die Weidewirtschaft findet in Form des oben genannten Ranchings oder aber in (halb)nomadischer Form statt. Die Art der Viehhaltung ist meist niederschlagsabhängig. Mit zunehmendem Niederschlag verändert sich die Bewirtschaftung von Ziegen und Schafen im Halbnomadismus in Richtung stationärer Rinderhaltung (Ranching). Das Ranching ist eine moderne, sehr kommerzielle Form der Beweidung. Dabei werden Rinder auf Naturweiden getrieben. Je trockener die Region ist, desto größer ist die Fläche, die eine Farm bewirtschaftet. Die Einkünfte der Haltung von Ziegen und Schafen im Halbnomadismus ist hingegen gering und mit hohem Aufwand verbunden.<ref name=":0" /><ref>Khazanov, A. M. (1978): Characteristic Features of Nomadic Communities in the Eurasian Steppes. In: Wolfgang Weissleder (Hrsg.): The Nomadic alternative. Modes and models of interaction in the African-Asian deserts and steppes. Mouton (World anthropology).</ref> | Die Weidewirtschaft findet in Form des oben genannten Ranchings oder aber in (halb)nomadischer Form statt. Die Art der Viehhaltung ist meist niederschlagsabhängig. Mit zunehmendem Niederschlag verändert sich die Bewirtschaftung von Ziegen und Schafen im Halbnomadismus in Richtung stationärer Rinderhaltung (Ranching). Das Ranching ist eine moderne, sehr kommerzielle Form der Beweidung. Dabei werden Rinder auf Naturweiden getrieben. Je trockener die Region ist, desto größer ist die Fläche, die eine Farm bewirtschaftet. Die Einkünfte der Haltung von Ziegen und Schafen im Halbnomadismus ist hingegen gering und mit hohem Aufwand verbunden.<ref name=":0" /><ref>Khazanov, A. M. (1978): Characteristic Features of Nomadic Communities in the Eurasian Steppes. In: Wolfgang Weissleder (Hrsg.): The Nomadic alternative. Modes and models of interaction in the African-Asian deserts and steppes. Mouton (World anthropology).</ref> | ||
==Folgen der Überweidung== | == Folgen der Überweidung == | ||
[[Datei:Ueberweidung Tibetplateau.png| <small>Abb. 1: Alpine Steppe des Tibetplateaus. Dieser Typ einer zentralasiatischen Kurzgrassteppe mit seinen Polsterpflanzen, zeigt eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Überweidung. Aufgrund von Überweidung kann es aber auch hier zu einer Lichtung der Grasnarbe kommen.</small><ref>Lehnert, L. (2015): Satellite-based monitoring of pasture degradation on the Tibetan Plateau: A multi-scale approach. URL: https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2015/0406/pdf/dlwl.pdf (Stand: 11.08.2020)</ref> |mini|400x400px]] | [[Datei:Ueberweidung Tibetplateau.png| <small>Abb. 1: Alpine Steppe des Tibetplateaus. Dieser Typ einer zentralasiatischen Kurzgrassteppe mit seinen Polsterpflanzen, zeigt eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Überweidung. Aufgrund von Überweidung kann es aber auch hier zu einer Lichtung der Grasnarbe kommen.</small><ref>Lehnert, L. (2015): Satellite-based monitoring of pasture degradation on the Tibetan Plateau: A multi-scale approach. URL: https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2015/0406/pdf/dlwl.pdf (Stand: 11.08.2020)</ref> |mini|400x400px]] | ||
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Dabei werden die mehrjährigen Gräser durch Einjährige ersetzt. Die Artenzusammensetzung verändert sich und die Durchwurzelungstiefe im Boden sinkt. Damit ist der Boden weniger gegen Erosion geschützt. Hält der Weidedruck an, kommt es zum Verschwinden der Grasnarbe, was den Boden noch anfälliger für Wasser- oder Winderosion macht, dadurch wird das Material des Oberbodens inklusive Nährstoffe abgetragen. Durch den Verlust der Biomasse fällt weniger Streu an, was zu weniger Humusneubildung führt. Hinzukommt der Viehtritt der Herden, dieser zerstört die Struktur des Bodens. Dadurch können organische Substanz und Nährstoffe leichter ausgewaschen werden.<ref name=":1" /> | Dabei werden die mehrjährigen Gräser durch Einjährige ersetzt. Die Artenzusammensetzung verändert sich und die Durchwurzelungstiefe im Boden sinkt. Damit ist der Boden weniger gegen Erosion geschützt. Hält der Weidedruck an, kommt es zum Verschwinden der Grasnarbe, was den Boden noch anfälliger für Wasser- oder Winderosion macht, dadurch wird das Material des Oberbodens inklusive Nährstoffe abgetragen. Durch den Verlust der Biomasse fällt weniger Streu an, was zu weniger Humusneubildung führt. Hinzukommt der Viehtritt der Herden, dieser zerstört die Struktur des Bodens. Dadurch können organische Substanz und Nährstoffe leichter ausgewaschen werden.<ref name=":1" /> | ||
==Faktoren der Bodendegradation== | == Faktoren der Bodendegradation == | ||
Die Streu ist das organische Ausgangsmaterial der Böden. Die Umwandlung der Streu in Humus, den Hauptanteil der organischen Fraktion der Böden nennt man Humifizierung, dabei werden die Streustoffe in Huminstoffe umgewandelt. Die Gesamtheit der Humin- und Streustoffe heißt organische Bodensubstanz oder Humus. Der globale Kohlenstoffspeicher in den Huminstoffen ist mit 2000 Gt circa viermal so groß wie der der Pflanzen. Dabei speichern die Böden der nördlichen Breiten (Tundra, Taiga und die der Steppen) am meisten Kohlenstoff. Durch die Primärproduktion von Pflanzen wird atmosphärischer Kohlenstoff organisch gebunden. Danach kommt es zu verschiedenen Abbauprozessen im Boden an denen vor allem Bodenmikroorganismen beteiligt sind.<ref>Stahr, K., Kandeler, E., Herrmann, L., Streck, T. (Hrsg.) (2016): Bodenkunde und Standortlehre. Eugen Ulmer.</ref> | Die Streu ist das organische Ausgangsmaterial der Böden. Die Umwandlung der Streu in Humus, den Hauptanteil der organischen Fraktion der Böden nennt man Humifizierung, dabei werden die Streustoffe in Huminstoffe umgewandelt. Die Gesamtheit der Humin- und Streustoffe heißt organische Bodensubstanz oder Humus. Der globale Kohlenstoffspeicher in den Huminstoffen ist mit 2000 Gt circa viermal so groß wie der der Pflanzen. Dabei speichern die Böden der nördlichen Breiten (Tundra, Taiga und die der Steppen) am meisten Kohlenstoff. Durch die Primärproduktion von Pflanzen wird atmosphärischer Kohlenstoff organisch gebunden. Danach kommt es zu verschiedenen Abbauprozessen im Boden an denen vor allem Bodenmikroorganismen beteiligt sind.<ref>Stahr, K., Kandeler, E., Herrmann, L., Streck, T. (Hrsg.) (2016): Bodenkunde und Standortlehre. Eugen Ulmer.</ref> | ||
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Allerdings ist die Streu der Ausgangsstoff für die Einlagerung von Kohlenstoff in den Boden. Fällt weniger Streu zu Boden, da weniger Pflanzen und mehr fressende Tiere vorhanden sind, wird weniger organische Substanz und damit weniger Kohlenstoff in den Boden eingelagert. [8]. Die Aussagen der Literatur weißen hier unterschiedliche Forschungsergebnisse auf, ein entscheidender Faktor scheint der Grad der Beweidung zu sein. Mäßige Beweidung fördert aufgrund der oben genannten Faktoren das Wachstum der Vegetation. Überweidung hingegen, vor allem wenn diese mit einer Zerstörung der ursprünglichen Vegetation einhergeht führt zu einer Verminderung des Humusgehalts und damit auch des organischen Bodenkohlenstoffs.<ref name=":2" /><ref>Cui, X., Wang, Y., Niu, H., Wu, J., Wang, S., Schnug, E., Rogasik, J., Fleckenstein, J., Tang, Y. (2005): Effect of long-term grazing on soil organic carbon content in semiarid steppes in Inner Mongolia. Ecological Research 20, 519–527.</ref> | Allerdings ist die Streu der Ausgangsstoff für die Einlagerung von Kohlenstoff in den Boden. Fällt weniger Streu zu Boden, da weniger Pflanzen und mehr fressende Tiere vorhanden sind, wird weniger organische Substanz und damit weniger Kohlenstoff in den Boden eingelagert. [8]. Die Aussagen der Literatur weißen hier unterschiedliche Forschungsergebnisse auf, ein entscheidender Faktor scheint der Grad der Beweidung zu sein. Mäßige Beweidung fördert aufgrund der oben genannten Faktoren das Wachstum der Vegetation. Überweidung hingegen, vor allem wenn diese mit einer Zerstörung der ursprünglichen Vegetation einhergeht führt zu einer Verminderung des Humusgehalts und damit auch des organischen Bodenkohlenstoffs.<ref name=":2" /><ref>Cui, X., Wang, Y., Niu, H., Wu, J., Wang, S., Schnug, E., Rogasik, J., Fleckenstein, J., Tang, Y. (2005): Effect of long-term grazing on soil organic carbon content in semiarid steppes in Inner Mongolia. Ecological Research 20, 519–527.</ref> | ||
== | == Referenzen == | ||
<references /> | |||
*[https://opac.ub.uni-muenchen.de/TouchPoint/perma.do?q=0%3D%22wj10.1111%2Fj.1744-697X.2007.00073.x%22+IN+%5B5%5D&v=sunrise&l=dee| Akiyama, T., Kawamura, K. (2007): Grassland degradation in China: Methods of monitoring, management and restoration. Grassland Science 53, 1–17.] | == Literatur == | ||
*[https://opac.ub.uni-muenchen.de/TouchPoint/perma.do?q=0%3D%22wjGMACIG%5D2.0.CO%3B2%22+IN+%5B5%5D&v=sunrise&l=de| Conant, R. T., Paustian, K., Elliott, E. T. (2001): Grassland management and conversion into grassland: effects on soil carbon. Ecological Applications 11, 343–355.] | * [https://opac.ub.uni-muenchen.de/TouchPoint/perma.do?q=0%3D%22wj10.1111%2Fj.1744-697X.2007.00073.x%22+IN+%5B5%5D&v=sunrise&l=dee| Akiyama, T., Kawamura, K. (2007): Grassland degradation in China: Methods of monitoring, management and restoration. Grassland Science 53, 1–17.] | ||
*[https://opac.ub.uni-muenchen.de/TouchPoint/perma.do?q=0%3D%22springer_jour10.1007%2Fs11284-005-0063-8%22+IN+%5B5%5D&v=sunrise&l=de| Cui, X., Wang, Y., Niu, H., Wu, J., Wang, S., Schnug, E., Rogasik, J. Fleckenstein, J., Tang, Y. (2005): Effect of long-term grazing on soil organic carbon content in semiarid steppes in Inner Mongolia. Ecological Research 20, 519–527.] | * [https://opac.ub.uni-muenchen.de/TouchPoint/perma.do?q=0%3D%22wjGMACIG%5D2.0.CO%3B2%22+IN+%5B5%5D&v=sunrise&l=de| Conant, R. T., Paustian, K., Elliott, E. T. (2001): Grassland management and conversion into grassland: effects on soil carbon. Ecological Applications 11, 343–355.] | ||
*Lehnert, L. (2015): Satellite-based monitoring of pasture degradation on the Tibetan Plateau: A multi-scale approach. URL: https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2015/0406/pdf/dlwl.pdf (Stand: 11.08.2020) | * [https://opac.ub.uni-muenchen.de/TouchPoint/perma.do?q=0%3D%22springer_jour10.1007%2Fs11284-005-0063-8%22+IN+%5B5%5D&v=sunrise&l=de| Cui, X., Wang, Y., Niu, H., Wu, J., Wang, S., Schnug, E., Rogasik, J. Fleckenstein, J., Tang, Y. (2005): Effect of long-term grazing on soil organic carbon content in semiarid steppes in Inner Mongolia. Ecological Research 20, 519–527.] | ||
*[https://opac.ub.uni-muenchen.de/TouchPoint/perma.do?q=0%3D%22nature_a10.1038%2Fsrep24367%22+IN+%5B5%5D&v=sunrise&l=de| Lehnert, L. W., Wesche, K., Trachte, K., Reudenbach, C., Bendix, J. (2016): Climate variability rather than overstocking causes recent large scale cover changes of Tibetan pastures. Scientific reports 6, 24367.] | * Lehnert, L. (2015): Satellite-based monitoring of pasture degradation on the Tibetan Plateau: A multi-scale approach. URL: https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2015/0406/pdf/dlwl.pdf (Stand: 11.08.2020) | ||
*[https://opac.ub.uni-muenchen.de/TouchPoint/perma.do?q=0%3D%22springer_jour10.1007%2Fs11284-006-0009-9%22+IN+%5B5%5D&v=sunrise&l=de| Zou, C., Wang, K., Wang, T., Xu, W. (2006): Overgrazing and soil carbon dynamics in eastern Inner Mongolia of China. Ecological Research 22, 135–142.] | * [https://opac.ub.uni-muenchen.de/TouchPoint/perma.do?q=0%3D%22nature_a10.1038%2Fsrep24367%22+IN+%5B5%5D&v=sunrise&l=de| Lehnert, L. W., Wesche, K., Trachte, K., Reudenbach, C., Bendix, J. (2016): Climate variability rather than overstocking causes recent large scale cover changes of Tibetan pastures. Scientific reports 6, 24367.] | ||
* [https://opac.ub.uni-muenchen.de/TouchPoint/perma.do?q=0%3D%22springer_jour10.1007%2Fs11284-006-0009-9%22+IN+%5B5%5D&v=sunrise&l=de| Zou, C., Wang, K., Wang, T., Xu, W. (2006): Overgrazing and soil carbon dynamics in eastern Inner Mongolia of China. Ecological Research 22, 135–142.] | |||
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