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Der '''Phaeozem''' (von griechisch φαιός ''phaiós'' ‚schwärzlich grau‘ und russisch земля ''zemlya'' ‚Erde‘) ist eine Reference Soil Group (RSG) der internationalen Bodenklassifikation [[World Reference Base for Soil Resources]] (WRB), der zur Gruppe der Humusakkumulationsböden gehört. Er ist der zonale Boden der sommergrünen Laubwaldsteppe mit Niederschlägen von 500-700 mm im Jahr.<ref>Eitel, B., Faust, D. (2013): Bodengeographie. Westermann. Braunschweig.</ref><ref>Schultz, J. (2008): Die Ökozonen der Erde. Eugen Ulmer/UTB. Stuttgart.</ref> | Der '''Phaeozem''' (von griechisch φαιός ''phaiós'' ‚schwärzlich grau‘ und russisch земля ''zemlya'' ‚Erde‘) ist eine Reference Soil Group (RSG) der internationalen Bodenklassifikation [[World Reference Base for Soil Resources]] (WRB), der zur Gruppe der Humusakkumulationsböden gehört.<ref>IUSS Working Group WRB (2015): World Reference Base for Soil Resources 2014, Update 2015. World Soil Resources Reports 106, FAO, Rom.</ref> Er ist der zonale Boden der sommergrünen Laubwaldsteppe mit Niederschlägen von 500-700 mm im Jahr.<ref>Eitel, B., Faust, D. (2013): Bodengeographie. Westermann. Braunschweig.</ref><ref name=":0">Schultz, J. (2008): Die Ökozonen der Erde. Eugen Ulmer/UTB. Stuttgart.</ref> | ||
{{Infobox Boden WRB | {{Infobox Boden WRB | ||
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==Definition== | ==Definition== | ||
Phaeozeme werden auch als degradierte Steppenböden bezeichnet, da sie über wenig oder keine sekundären Carbonate verfügen, was einen entscheidenden Unterschied zu anderen Steppenböden darstellt | Phaeozeme werden auch als degradierte Steppenböden bezeichnet, da sie über wenig oder keine sekundären Carbonate verfügen, was einen entscheidenden Unterschied zu anderen Steppenböden darstellt.<ref name=":1">Zech, W., Schad, P., Hintermeier-Erhard, G. (2014): Böden der Welt: Ein Bildatlas. Springer, Heidelberg.</ref> Phaeozeme sind aber dennoch fruchtbare Böden, die sich durch starke Bioturbation, hohen Humusgehalt, hohe Basensättigung und eine hohe nutzbare Feldkapazität auszeichnen. | ||
==Vorkommen== | ==Vorkommen== | ||
Phaeozeme finden sich vor allem im Zentrum der USA, im Süden Südamerikas und großflächig in Asien und Osteuropa. Sie sind neben den Chernozemen (WRB) und Kastanozemen (WRB) die häufigsten Böden in den trockenen Mittelbreiten und befinden sichin den feuchteren Gebieten der Steppenzone mit jährlichen Niederschlägen von ca. 500-700 mm pro Jahr. Diese klimatischen Faktoren führen zu den für die Entstehung von Phaeozemen nötigen Prozesse von Lessivierung und Verbraunung | Phaeozeme finden sich vor allem im Zentrum der USA, im Süden Südamerikas und großflächig in Asien und Osteuropa. Sie sind neben den Chernozemen (WRB) und Kastanozemen (WRB) die häufigsten Böden in den trockenen Mittelbreiten und befinden sichin den feuchteren Gebieten der Steppenzone mit jährlichen Niederschlägen von ca. 500-700 mm pro Jahr. Diese klimatischen Faktoren führen zu den für die Entstehung von Phaeozemen nötigen Prozesse von Lessivierung und Verbraunung.<ref name=":0" /> | ||
==Eigenschaften== | ==Eigenschaften== | ||
Phaeozeme zeichnen sich durch eine starke Bioturbation und einen großen Umsatz an Biomasse aus. Somit stehen ihnen viele Nährstoffvorräte zur Verfügung. Sie bieten eine gute Grundlage für Pflanzenwachstum aufgrund ihrer hohen Feldkapazität und dem Porenvolumen von circa 50%. Ebenso wird der Anbau von Ackerpflanzen durch die potentielle Kationenaustauschkapazität, die potentielle Basensättigung und den leicht sauren bis mittleren pH-Wert begünstigt | Phaeozeme zeichnen sich durch eine starke Bioturbation und einen großen Umsatz an Biomasse aus. Somit stehen ihnen viele Nährstoffvorräte zur Verfügung. Sie bieten eine gute Grundlage für Pflanzenwachstum aufgrund ihrer hohen Feldkapazität und dem Porenvolumen von circa 50%. Ebenso wird der Anbau von Ackerpflanzen durch die potentielle Kationenaustauschkapazität, die potentielle Basensättigung und den leicht sauren bis mittleren pH-Wert begünstigt.<ref name=":1" /> | ||
==Bodenbildende Prozesse== | ==Bodenbildende Prozesse== | ||
Phaeozeme entstehen häufig aus alten Lockersubstraten der vergangenen Kaltzeiten, vor allem Löss. Dieser stellt das basenreiche Grundmaterial für die Bodenbildung zum Phaeozem dar | Phaeozeme entstehen häufig aus alten Lockersubstraten der vergangenen Kaltzeiten, vor allem Löss. Dieser stellt das basenreiche Grundmaterial für die Bodenbildung zum Phaeozem dar.<ref>Kuntze, H., Roeschmann, G., Schwerdtfeger, G. (1994): Bodenkunde. Eugen Ulmer, Stuttgart.</ref> | ||
===Entkalkung und sekundäre Carbonate=== | ===Entkalkung und sekundäre Carbonate=== | ||
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Calciumcarbonat, welches in Wasser schwerlöslich ist, wird durch Anwesenheit von Kohlenstoffdioxid zu leicht löslichem Calciumhydrogencarbonat umgesetzt (Zech et al. 2014, S. 41). Da es sich um eine Gleichgewichtsreaktion handelt, kann sich wieder Calciumcarbonat bilden falls es zu Trockenheit oder aszendenten Verlagerungen (siehe Abschnitt 4.3.1) kommt. Dies geschieht in unterschiedlicher Intensität. Die Ablagerungen reichen von feinen, weißen Schlieren über Beläge bis hin zu harten Krusten (Amelung et al. 2018, S. 364). Bei Phaeozemen fallen die Carbonate nur selten oder sehr tief im Unterboden aus, da es durch das subhumide Klima genug Wasser gibt, um die Ionen in Lösung zu halten (Zech et al. 2014, S. 41). Sekundäre Carbonate zeigen sich dagegen vor allem bei den Kastanozemen, die in den niederschlagsärmeren Gebieten der trockenen Mittelbreiten vorkommen. Auf diesen Bodentyp wird in Kapitel 4 genauer eigegangen. Auf Abbildung 5 sieht man einen typischen Aufschluss eines Phaeozems. Da es beim Entkalkungsprozess zu einer pH Minderung kommt, stellt dieser die Ausgangslage für Verbraunung, Verlehmung und Tonverlagerung dar. Diese Prozesse werden in den folgenden Kapiteln besprochen. | Calciumcarbonat, welches in Wasser schwerlöslich ist, wird durch Anwesenheit von Kohlenstoffdioxid zu leicht löslichem Calciumhydrogencarbonat umgesetzt (Zech et al. 2014, S. 41). Da es sich um eine Gleichgewichtsreaktion handelt, kann sich wieder Calciumcarbonat bilden falls es zu Trockenheit oder aszendenten Verlagerungen (siehe Abschnitt 4.3.1) kommt. Dies geschieht in unterschiedlicher Intensität. Die Ablagerungen reichen von feinen, weißen Schlieren über Beläge bis hin zu harten Krusten (Amelung et al. 2018, S. 364). Bei Phaeozemen fallen die Carbonate nur selten oder sehr tief im Unterboden aus, da es durch das subhumide Klima genug Wasser gibt, um die Ionen in Lösung zu halten (Zech et al. 2014, S. 41). Sekundäre Carbonate zeigen sich dagegen vor allem bei den Kastanozemen, die in den niederschlagsärmeren Gebieten der trockenen Mittelbreiten vorkommen. Auf diesen Bodentyp wird in Kapitel 4 genauer eigegangen. Auf Abbildung 5 sieht man einen typischen Aufschluss eines Phaeozems. Da es beim Entkalkungsprozess zu einer pH Minderung kommt, stellt dieser die Ausgangslage für Verbraunung, Verlehmung und Tonverlagerung dar. Diese Prozesse werden in den folgenden Kapiteln besprochen. | ||
=== Bioturbation und Humusakkumulation === | ===Bioturbation und Humusakkumulation=== | ||
Bioturbation beschreibt den Prozess der Aufwühlung und Vermischung der Mineralkörper mit humösen Material durch kleine bis mittelgroße Bodentiere wie beispielsweise Regenwürmern, Ameisen oder Mäusen (Amelung et al. 2018, S. 370f.). Je nach Gemisch aus Nährstoffen, Wasser- und Luftverhältnissen wird der Prozess begünstigt. In den trockenen Mittelbreiten ist eine starke Bioturbation vorherrschend. Da die Bodentierchen aufgrund der Trockenheit und der Kälte tiefer in den Boden graben ist eine große Tiefenwirkung gegeben. Dies führt zur Bildung des typischen Ah-Horizonts (Amelung et al. 2018, S. 370f.). | Bioturbation beschreibt den Prozess der Aufwühlung und Vermischung der Mineralkörper mit humösen Material durch kleine bis mittelgroße Bodentiere wie beispielsweise Regenwürmern, Ameisen oder Mäusen (Amelung et al. 2018, S. 370f.). Je nach Gemisch aus Nährstoffen, Wasser- und Luftverhältnissen wird der Prozess begünstigt. In den trockenen Mittelbreiten ist eine starke Bioturbation vorherrschend. Da die Bodentierchen aufgrund der Trockenheit und der Kälte tiefer in den Boden graben ist eine große Tiefenwirkung gegeben. Dies führt zur Bildung des typischen Ah-Horizonts (Amelung et al. 2018, S. 370f.). | ||
=== Verbraunung und Verlehmung === | ===Verbraunung und Verlehmung=== | ||
Die Verbraunung ist eng mit dem Prozess der Verlehmung verbunden und trägt zur typischen Farbgebung der Phaeozeme, aber vor allem der Kastanozeme bei. Verantwortlich sind dabei Eisenionen welche durch Komplexbildung mit den Bodenpartikeln die Farbe des jeweiligen Horizontes verändern können (Amelung et al. 2018, S. 356). | Die Verbraunung ist eng mit dem Prozess der Verlehmung verbunden und trägt zur typischen Farbgebung der Phaeozeme, aber vor allem der Kastanozeme bei. Verantwortlich sind dabei Eisenionen welche durch Komplexbildung mit den Bodenpartikeln die Farbe des jeweiligen Horizontes verändern können (Amelung et al. 2018, S. 356). | ||
=== Lessivierung === | ===Lessivierung=== | ||
Lessivierung beschreibt den Prozess der Tonverlagerung in die tieferen Horizonte des Bodens, sodass der Tongehalt in den oberen Horizonten abnimmt. Vorrangig handelt es sich um feinste Tonpartikel und Huminstoffe sowie Eisen-, Aluminium- und Siliziumoxide (Amelung et al. 2018, S. 362). Man unterscheidet die drei Hauptprozesse Dispergierung, Transport und Ablagerung. Dispergierung beschreibt den Zerteilungsprozess der Tonteilchen um diese transportieren zu können. Dazu wird eine sehr geringe Salz- und Kalkkonzentration im Oberboden benötigt. Der Transport erfolgt aufgrund der Größe der Tonteilchen meist über größere Poren (Amelung et al. 2018, S. 362). In langen Trockenperioden bilden sich auch in feinporigen Böden sogenannte Schrumpfrisse welche den Transport ebenfalls begünstigen. In jedem Fall wird Sickerwasser benötigt. Die Ablagerung erfolgt an Stellen an denen weder Dispergierung noch Transport möglich sind und die Verlagerung somit zum Erliegen kommt (Amelung et al. 2018, S. 362). | Lessivierung beschreibt den Prozess der Tonverlagerung in die tieferen Horizonte des Bodens, sodass der Tongehalt in den oberen Horizonten abnimmt. Vorrangig handelt es sich um feinste Tonpartikel und Huminstoffe sowie Eisen-, Aluminium- und Siliziumoxide (Amelung et al. 2018, S. 362). Man unterscheidet die drei Hauptprozesse Dispergierung, Transport und Ablagerung. Dispergierung beschreibt den Zerteilungsprozess der Tonteilchen um diese transportieren zu können. Dazu wird eine sehr geringe Salz- und Kalkkonzentration im Oberboden benötigt. Der Transport erfolgt aufgrund der Größe der Tonteilchen meist über größere Poren (Amelung et al. 2018, S. 362). In langen Trockenperioden bilden sich auch in feinporigen Böden sogenannte Schrumpfrisse welche den Transport ebenfalls begünstigen. In jedem Fall wird Sickerwasser benötigt. Die Ablagerung erfolgt an Stellen an denen weder Dispergierung noch Transport möglich sind und die Verlagerung somit zum Erliegen kommt (Amelung et al. 2018, S. 362). | ||