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==Einige Beispiele unbewusster Fehlbenennung== | ==Einige Beispiele unbewusster Fehlbenennung== | ||
===Sünder haben kurze Beine. Und viele Zähne!=== | |||
Im Jahr 1726 gab es die Paläontologie als solche noch nicht, und Theorien über die Entwicklung des Lebens wie die von Charles Darwin lagen noch in ferner Zukunft. Die Bibel gab es hingegen schon, und entsprechend überrascht es nicht, dass das unvollständiges Skelett eines nahe Öhningen in Baden-Württemberg gefundenen Riesensalamanders vom Züricher Stadtarzt Johann Jakob Scheuchzer als ''Homo diluvii testis'' (= "Sintflut-bezeugender Mensch") bezeichnet wurde. Dass es sich bei dem 1 m langen, [[Neogen|oligozänen]] Lurch definitiv nicht um einen menschlichen Sünder handelte, wurde bereits von zeitgenössischen Naturwissenschaftlern angesprochen. Nach etlichen Neuklassifizierungen und phylogenetischen Neueinordnungen wurde die Art 1837 unter dem Namen ''Andrias scheuchzeri'' (= "Scheuchzers Menschenbild") neu beschrieben. | |||
===Reptil, Amphib, egal! Hauptsache Fisch=== | |||
Der Name ''Mastodonsaurus'' (="Zitzenzahnreptil") wurde von einem einzigen, 1828 entdeckten Zahn abgeleitet, bevor man wusste, dass es sich bei ''Mastodonsaurus'' um ein temnospondyles Amphib handelt. | Der Name ''Mastodonsaurus'' (="Zitzenzahnreptil") wurde von einem einzigen, 1828 entdeckten Zahn abgeleitet, bevor man wusste, dass es sich bei ''Mastodonsaurus'' um ein temnospondyles Amphib handelt. | ||
Der Name ''Basilosaurus'' (="Königsreptil") bezeichnet einen frühen Zahnwal, der bei der Entdeckung im Jahr 1834 für einen außergewöhnlich großen Dinosaurier gehalten wurde. Das entdeckte Fossil war ein Stück Wirbelsäule und noch zu Lebzeiten des Entdeckers Richard Harlan wurde herausgefunden, dass es sich um den Überrest eines Säugetiers handelte. Der Naturwissenschaftler Sir Richard Owen schlug in diesem Zusammenhang vor, das Tier in "''Zeuglodon''" umzubenennen, scheiterte jedoch an den Regeln der zoologischen Nomenklatur, die die Umbenennung einer bereits beschriebenen Gattung durch einen anderen Paläontologen nicht gestatten. | Der Name ''Basilosaurus'' (="Königsreptil") bezeichnet einen frühen Zahnwal, der bei der Entdeckung im Jahr 1834 für einen außergewöhnlich großen Dinosaurier gehalten wurde. Das entdeckte Fossil war ein Stück Wirbelsäule und noch zu Lebzeiten des Entdeckers Richard Harlan wurde herausgefunden, dass es sich um den Überrest eines Säugetiers handelte. Der Naturwissenschaftler Sir Richard Owen schlug in diesem Zusammenhang vor, das Tier in "''Zeuglodon''" umzubenennen, scheiterte jedoch an den Regeln der zoologischen Nomenklatur, die ab diesem Zeitpunkt die Umbenennung einer bereits beschriebenen Gattung durch einen anderen Paläontologen nicht gestatten. | ||
Der Synapsid ''Edaphosaurus'' (="Straßenpflasterreptil") wurde 1882 von Edward Drinker Cope entdeckt und aufgrund seines echsenhaften Körperbaus und seiner Pflasterstein-förmigen Mahlzähne entsprechend benannt. Das Taxon Synapsida wurde 21 Jahre später als solches definiert, um die Tiere darin von anderen permzeitlichen Reptilomorphen, aber auch bewusst von den modernen Reptilien und den Säugetieren abzugrenzen. Cope's Wettstreit mit dem Yale-Paläontologen Othniel Charles Marsh, der unter dem Namen "Die Knochenkriege" in die Geschichte einging, führte zur Entdeckung von über 85 prähistorischen Arten in nur 15 Jahren, entsprechend aber auch zu einer unpräzisen Benennung einiger Fossilien. | Der Synapsid ''Edaphosaurus'' (="Straßenpflasterreptil") wurde 1882 von Edward Drinker Cope entdeckt und aufgrund seines echsenhaften Körperbaus und seiner Pflasterstein-förmigen Mahlzähne entsprechend benannt. Das Taxon Synapsida wurde 21 Jahre später als solches definiert, um die Tiere darin von anderen permzeitlichen Reptilomorphen, aber auch bewusst von den modernen Reptilien und den Säugetieren abzugrenzen. Cope's Wettstreit mit dem Yale-Paläontologen Othniel Charles Marsh, der unter dem Namen "Die Knochenkriege" in die Geschichte einging, führte zur Entdeckung von über 85 prähistorischen Arten in nur 15 Jahren, entsprechend aber auch zu einer unpräzisen Benennung einiger Fossilien. | ||
===Was Vorurteile aus uns machen...=== | |||
''Oviraptor'' (="Eierräuber") wurde 1924 zum ersten Mal beschrieben, als Henry Fairfield Osborn in der Mongolei die Überreste eines theropoden Dinosauriers fand, die sich über ein Gelege aus mehreren Dinosauriereiern beugten. Die Eier in diesem Gelege waren, wie sich später herausstellte, das Gelege des ''Oviraptor''s selbst, der nicht beim Nestraub, sondern beim Versuch, seine ungeborene Brut zu schützen von einem Sandsturm verschüttet worden war. | ''Oviraptor'' (="Eierräuber") wurde 1924 zum ersten Mal beschrieben, als Henry Fairfield Osborn in der Mongolei die Überreste eines theropoden Dinosauriers fand, die sich über ein Gelege aus mehreren Dinosauriereiern beugten. Die Eier in diesem Gelege waren, wie sich später herausstellte, das Gelege des ''Oviraptor''s selbst, der nicht beim Nestraub, sondern beim Versuch, seine ungeborene Brut zu schützen von einem Sandsturm verschüttet worden war. | ||