Tyrannosaurus
Eine ausgesprochen populäre Gattung fleischfressender Dinosaurier aus der späten Kreidezeit. Derzeit ist nur eine einzige Art, Tyrannosaurus rex, bekannt. Die Gattung ist zwischen 68 Millionen und 65,5 Millionen Jahren vor heute fossil belegt und war in dieser Zeit vermutlich das dominierende Raubtier des Nordamerikanischen Kontinents. Alle der 30 bisher entdeckten Exemplare von Tyrannosaurus stammen aus dem Westen Kanadas und der Vereinigten Staaten.
Namensherkunft
Der Name setzt sich aus dem lateinischen Wort "tyrannus", was "Despot", "Gewaltherrscher" oder "Tyrann" bedeutet und dem griechischen Wort "sauros" für "Echse" oder "Reptil zusammen. Der Artname "rex" ist lateinisch und bedeutet "König". Wörtlich ist Tyrannosaurus rex also der "König der Tyrannenechsen"
Merkmale
Tyrannosaurus erreichte eine Körperlänge von bis zu 13 Metern und ein Gewicht zwischen 4,5 und 8 Tonnen. Der massive, schwere Kopf wurde bis zu 1,5 Meter lang und enthielt eine Reihe 20 Zentimeter langer, unserrierter Pflockzähne, die mit einer Bisskraft von bis zu 50 000 Newton in ein Beutetier getrieben werden konnten.
Die Vorderbeine von Tyrannosaurus waren stark zurückgebildet. Mit einer Länge von maximal einem Meter ragten diese Arme kaum aus dem Torso des Raubsauriers heraus. Ihre Hände bildeten den dritten Finger vollständig zurück. Man geht davon aus, dass diese Arme keinen praktischen Wert besaßen und allenfalls beim Aufstehen aus einer auf dem Bauch liegenden Position behilflich waren.
Die Beinknochen waren massiv und konnten starken Zugkräften standhalten, seitliche Belastung konnte sie allerdings leicht durchbrechen. Man geht davon aus, dass die Schwanzkeulen der Ankylosaurier speziell zu diesem Zweck entwickelt wurden.
Der Schwanz diente als Gegengewicht zum Kopf, sodass der Masseschwerpunkt des Körpers im Beckenbereich lag.
Spekulationen und Kontroverse
Durch die enorme Kopflastigkeit der Tyrannosaurier und ihre langen Beine geht man davon aus, dass Stürze für die Tiere fatal sein konnten. Ein Tyrannosaurus, der auf der Seite lag, konnte sich vermutlich nicht mehr eigenmächtig aufrichten und es existieren bislang keine Fossilien von Tyrannosauriern, bei denen ein Beinbruch verheilt wäre.
Wie schnell sich Tyrannosaurus tatsächlich fortbewegen konnte, ist nach wie vor umstritten. Die Muskelansatzstellen der Beinknochen ließen wilde Spekulationen zu, die von maximal 12 Stundenkilometer bis maximal 72 Stundenkilometer reichten. Die schnellsten Rekonstruktionen setzen hohle Knochen voraus, wofür die Fossilien keine Anzeichen zeigen, sowie meist ein Muskelvolumen, das bis zu 80% des Gesamtkörpergewichts ausmachen würde, was mit hoher Wahrscheinlichkeit absoluter Schwachsinn ist.
Spurenfossilien, die Tyrannosaurus zugeschrieben wurden, zeigen bislang nur eine langsam gehende Fortbewegung. Durch die hohe Anfälligkeit ihrer Beine und den Hindernisreichtum ihres dicht bewaldeten Habitats geht man davon aus, dass ein erwachsener Tyrannosaurus rex entweder nicht rennen konnte oder es bewusst vermied.
Ein Großteil von Tyrannosaurus' Gehirn war für die Verarbeitung von olfaktorischen Reizen, sprich für den Geruchssinn verantwortlich. Eine ähnliche Spezialisierung ist im Gehirn großer Aasfresser wie zum Beispiel rezenten Aasgeiern oder Hyänen zu erkennen. Der Paläontologe Jack Horner postulierte daher in den 90er-Jahren, dass Tyrannosaurus ein reiner Aasfresser gewesen sein könnte. Horner rekonstruierte T. rex als einen möglichst abschreckenden Mundräuber, der kleinere Raubsaurier, z. B. Maniraptoren, von ihrer Beute vertrieb. Der knochenbrechende Kiefer sei laut Horner eine Anpassung daran, dass Tyrannosaurus meist abgefressene, fleischarme Kadaver erbeutete und auf den Verzehr von Knochen und Knochenmark angewiesen war.
Diese Rekonstruktion verärgerte die breite Öffentlichkeit und viele andere Paläontologen, besonders der Paläontologe Robert Bakker postulierte in der Folge eine neue traditionellere Rekonstruktion, die T. rex als einen flinken Sprinträuber darstellte, der durchaus in der Lage war, selbst zu töten.
Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen. Ein dritter Paläontologe, Stephen Brusatte, vermutet in seinem Buch "Aufstieg und Fall der Dinosaurier", dass Tyrannosaurier im Rudel und aus dem Hinterhalt jagten. Da man von Daspletosaurus, einem nahe mit T. rex verwandten Tyrannosauriden, weiß, dass sie in Gruppen von bis zu 7 Individueen lebten und jagten, wird vermutet, dass auch Tyrannosaurier in größeren Gruppen unterwegs waren. Während die erwachsenen Tiere sicher zu langsam und schwerfällig waren, um ihre primäre Beute im Sprint zu erlegen, griffen sie vermutlich aus dem Hinterhalt, aus der Deckung der Bäume heraus an, während die jüngeren Rudelmitglieder, die noch kleiner und agiler waren, das Beutetier einkesseln oder in eine bestimmte Richtung lenken konnten.
Bedeutung für die Popkultur
(Spoiler-Warnung für die Filme "Ghost of Slumber Mountain", "The Lost World", "King Kong" und "Jurassic Park")
Seit der Entdeckung des ersten, fast vollständigen Skeletts von Tyrannosaurus rex im Jahr 1902 durch den Paläontologen Barnum Brown und die erste Publikation über die Spezies im Jahr 1905 durch den Paläontologen Henry Fairfield Osborn stand die Gattung Tyrannosaurus immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit. Zwar waren große Raubsaurier schon früher entdeckt worden, Arten wie Ceratosaurus nasicornis mit 5,3 Metern Körperlänge oder Allosaurus fragilis mit bis zu 9 Metern Körperlänge waren bereits seit den Knochenkriegen (~1870-1890) bekannt gewesen, aber kein früherer Raubsaurier hätte die Öffentlichkeit auf die schiere Größe des Tyrannosaurus vorbereitet. Der vergleichsweise simple und mächtig klingende Name, mit seiner macht- und stärkeausstrahlenden Übersetzung, sowie die komfortable Abkürzung als T. rex (häufig auch T-Rex geschrieben) blieben Laien auch leichter in Erinnerung als die häufig komplizierteren Namen anderer Dinosaurier.
Schon 1918 fand T. rex im Film "The Ghost of Slumber Mountain" den Weg auf die Leinwand. Der Film zeigte den kreidezeitlichen Raubsaurier im Zweikampf mit einem zeitgenössischen Pflanzenfresser, dem gehörten Triceratops horridus. Diese Rivalität blieb der Öffentlichkeit im Gedächtnis, in kaum einem Unterhaltungsmedium kommt ein Triceratops ohne seinen traditionellen Erzfeind vor.
Als 1925 der Roman "The Lost World" von Sir Arthur Conan Doyle (Autor von u. a. den Sherlock-Holmes-Romanen) verfilmt wurde, ersetzte man den Allosaurus in der Geschichte durch einen größeren, "bedrohlicheren" Tyrannosaurus.
Im Film King Kong aus dem Jahr 1933 besiegt der namensgebende Riesenaffe einen Tyrannosaurus im Zweikampf, um seine enorme Stärke zu demonstrieren. In den folgenden Jahrzehnten tauchte der größte bekannte Raubsaurier mehrfach in Filmen auf, er nahm jedoch selten eine Hauptrolle ein.
Seinen bedeutendsten Auftritt in der Popkultur hatte T. rex in einem Spielberg-Film aus dem Jahr 1993, "Jurassic Park", in dem ein für damalige Verhältnisse erstaunlich lebensechter Tyrannosaurus die größte Bedrohung im zunehmend unsicher werdenden Park darstellt.
Berühmte Paläontologen wie Robert Bakker und Mark Norell bezeichneten T. rex als "den wohl berühmtesten Dinosaurier aller Zeiten".
Referenzen
F. W. Welter-Schultes & R. Krätzner: Die Erdzeitalter, Helmut Lingen Verlag GmbH, Köln 2020
Hans Murawski, Wilhelm Meyer: Geologisches Wörterbuch. Spektrum, Heidelberg 2004, ISBN 978-3-8274-1445-8.
Tim Haines, Paul Chambers: The complete guide to prehistoric life, Firefly Books, Richmond Hill, Ontario 2010, ISBN 978-1-55407-181-4
Stephen L. Brusatte: Dinosaur Paleobiology. Wiley-Blackwell, Oxford 2012, ISBN 978-0-470-65658-7
Stephen L. Brusatte: Aufstieg und Fall der Dinosaurier. Piper Verlag, München 2018, ISBN 978-3-492-05810-0
Paul Barrett, José Luis Sanz: Dinosaurs - A Natural History. Arena Verlag GmbH. 4. Auflage 2006, ISBN 978-3-401-05915-0
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Autor:innen
- Dieser Artikel wurde geschrieben und gegengelesen von:
- Leonard von Ehr
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