RegistrierterBenutzer
5.551
Bearbeitungen
Zeile 21: | Zeile 21: | ||
Archäologische Fundstellen gibt es sowohl auf dem höhergelegenen Hinterland als auch in den Überflutungsgebieten. Siedlungen in Überflutungsgebieten scheinen weniger üblich gewesen zu sein und/oder die deutliche Mehrheit wurde von Flusserosion zerstört oder von Sedimenten überlagert. Die meisten Terra Preta-Stätten befinden sich somit an den Steilhängen, da diese sowohl den Zugang zu dem Fluss als auch der Vegetation des Hochlandes sicherstellten.<ref name=":4" /> | Archäologische Fundstellen gibt es sowohl auf dem höhergelegenen Hinterland als auch in den Überflutungsgebieten. Siedlungen in Überflutungsgebieten scheinen weniger üblich gewesen zu sein und/oder die deutliche Mehrheit wurde von Flusserosion zerstört oder von Sedimenten überlagert. Die meisten Terra Preta-Stätten befinden sich somit an den Steilhängen, da diese sowohl den Zugang zu dem Fluss als auch der Vegetation des Hochlandes sicherstellten.<ref name=":4" /> | ||
Darüber hinaus ist die Farbe von Terra Preta wahrscheinlich ein Indikator für den historischen Verwendungszweck: Schwarze Erde (Terra Preta) hat ihren Ursprung wahrscheinlich in Siedlungsgebieten, bräunlichere Töne (Terra Mulata) entstanden in Flächen intensiver Feld- und Gartenarbeit.<ref name=":2" /> | Darüber hinaus ist die Farbe von Terra Preta wahrscheinlich ein Indikator für den historischen Verwendungszweck: Schwarze Erde (Terra Preta) hat ihren Ursprung wahrscheinlich in Siedlungsgebieten, bräunlichere Töne (Terra Mulata) entstanden in Flächen intensiver Feld- und Gartenarbeit.<ref name=":2" /> Die durchschnittlichen Flächen einzelner Terra Preta-Vorkommen werden auf eine Ausdehnung zwischen 1 und 20 ha geschätzt.<ref name=":3" /><ref name=":5" /> Das von McMichael et al. (2014) verwendete Modell induziert ein Gesamtvorkommen von etwa 155.000 km<sup>2</sup>, was ca. 3,2 % der Waldfläche entspricht.<ref>McMichael, C., H., Palace, M., W., Bush, M., B., Braswell, B., Hagen, S., Neves, E., G., Silman, M., R., Tamanaha, E., K., Czarmecki, C. (2014): Predicting pre-Columian anthropogenic soils in Amazonia. Proc. R. Soc. B 281: 20132475. </ref> | ||
Die durchschnittlichen Flächen einzelner Terra Preta-Vorkommen werden auf eine Ausdehnung zwischen 1 und 20 ha geschätzt.<ref name=":3" /><ref name=":5" /> Das von McMichael et al. (2014) verwendete Modell induziert ein Gesamtvorkommen von etwa 155.000 km<sup>2</sup>, was ca. 3,2 % der Waldfläche entspricht.<ref>McMichael, C., H., Palace, M., W., Bush, M., B., Braswell, B., Hagen, S., Neves, E., G., Silman, M., R., Tamanaha, E., K., Czarmecki, C. (2014): Predicting pre-Columian anthropogenic soils in Amazonia. Proc. R. Soc. B 281: 20132475. </ref> | |||
==Bodencharakteristik== | ==Bodencharakteristik== | ||
Nach der WRB wird Terra Preta als Pretic Anthrosol eingestuft. Anthrosole fassen Böden zusammen, die durch menschliche Aktivität wie die Zugabe von organischem Material, Holzkohle oder Haushaltsabfällen geprägt sind. Pretic steht dabei für dunkle Böden mit einem hohen Anteil organischen Materials, Phosphor, niedriger Aktivität von Tieren, hohen Anteilen von austauschbaren Calcium und Magnesium mit Überresten von Holzkohle und/oder Artefakten.<ref name=":6">Food and Acriculture Organization of the United Nations (2014): World Reference Base for Soil Resources 2014. International Soil classification system for naming soils and creating legends for soil maps. Update 2015. Rom.</ref> | Nach der WRB wird Terra Preta als Pretic Anthrosol eingestuft. Anthrosole fassen Böden zusammen, die durch menschliche Aktivität wie die Zugabe von organischem Material, Holzkohle oder Haushaltsabfällen geprägt sind. Pretic steht dabei für dunkle Böden mit einem hohen Anteil organischen Materials, Phosphor, niedriger Aktivität von Tieren, hohen Anteilen von austauschbaren Calcium und Magnesium mit Überresten von Holzkohle und/oder Artefakten.<ref name=":6">Food and Acriculture Organization of the United Nations (2014): World Reference Base for Soil Resources 2014. International Soil classification system for naming soils and creating legends for soil maps. Update 2015. Rom.</ref> | ||
Der hohe Anteil an Humus, Biokohle aus Verkohlungsprozessen, Nährstoffen (insbesondere Phosphor) und archäologischen Funden aus präkolumbianischer Zeit sind nach verschiedenen Quellen die etablierten Charaktermerkmale.<ref name=":2" /><ref name=":3" /><ref name=":7">Erickson, C., L. (2003): Historical ecology and future Explorations. Amazonian Dark Earths: Origins, Properties, Management. Springer, 445-500.</ref> Das optische Haupterkennungsmerkmal ist eindeutig die schwarze Farbe. Typisch für einen Anthrosol ist, dass sich der anthropogene Einfluss auf die oberflächlichen Horizonte reduziert; Darunter finden sich meist die ursprünglichen lokalen Böden.<ref name=":6" /> Der anthropogene A-Horizont von Terra Preta umfasst 30-60 cm gegenüber den für Acri- und Ferralsolen typischen 10-15 cm.<ref name=":7" /> Aber auch Tiefen von bis zu 2 m wurden dokumentiert.<ref name=":4" /> Im Gegensatz zu den umliegenden Ferralsolen und Acrisolen weist Terra Preta pH-Werte von 5,2 bis 6,4 auf und hat dementsprechend pflanzenfreundlichere Aluminiumwerte.<ref name=":5" /> | |||
Der hohe Anteil an Humus, Biokohle aus Verkohlungsprozessen, Nährstoffen (insbesondere Phosphor) und archäologischen Funden aus präkolumbianischer Zeit sind nach verschiedenen Quellen die etablierten Charaktermerkmale.<ref name=":2" /><ref name=":3" /><ref name=":7">Erickson, C., L. (2003): Historical ecology and future Explorations. Amazonian Dark Earths: Origins, Properties, Management. Springer, 445-500.</ref> Das optische Haupterkennungsmerkmal ist eindeutig die schwarze Farbe. Typisch für einen Anthrosol ist, dass sich der anthropogene Einfluss auf die oberflächlichen Horizonte reduziert; Darunter finden sich meist die ursprünglichen lokalen Böden.<ref name=":6" /> Der anthropogene A-Horizont von Terra Preta umfasst 30-60 cm gegenüber den für Acri- und Ferralsolen typischen 10-15 cm.<ref name=":7" /> Aber auch Tiefen von bis zu 2 m wurden dokumentiert.<ref name=":4" /> | |||
Im Gegensatz zu den umliegenden Ferralsolen und Acrisolen weist Terra Preta pH-Werte von 5,2 bis 6,4 auf und hat dementsprechend pflanzenfreundlichere Aluminiumwerte.<ref name=":5" /> | |||
===Nährstoffspeicherkapazität=== | ===Nährstoffspeicherkapazität=== | ||
Zeile 49: | Zeile 41: | ||
Die dargestellten charakteristischen Boden-eigenschaften von Terra Preta sind vielversprechend für die ackerbauliche Nutzung.[5] In Anbetracht der unfruchtbaren und degradierten Böden weltweit, wird über die Verwendung von sogenannter Terra Preta Nova diskutiert. Dabei handelt es sich um Erde mit Eigenschaften, die der der amazonischen Terra Preta nachempfunden wird. Diese könnte Ackerböden zugeführt werden, um deren Ertrag zu steigern.<ref name=":1" /> Prabhu et al. (2014) untersuchen in einer Fallstudie den Effekt von Terra Preta auf die Wachstumsrate der Mungbohne.<ref>Prabhu, M., Horvat, M., Lorenz, L., Otterpohl, R., Bettendorf, T., Mutnuri, S. (2014): Effect of Terra Preta Compost on growth of Vigna Radiate. In: Terra Preta Sanitation. Deutsche Bundesstiftung Umwelt.</ref> Die Pflanzen, die in Terra Preta kultiviert wurden, zeigten verbesserte Keim- und Wachstumsraten, Stil- und Wurzellänge, Blattlängen, Blattflächen sowie Stil- und Wurzelmassen im Vergleich zu den Kontrollgruppen. | Die dargestellten charakteristischen Boden-eigenschaften von Terra Preta sind vielversprechend für die ackerbauliche Nutzung.[5] In Anbetracht der unfruchtbaren und degradierten Böden weltweit, wird über die Verwendung von sogenannter Terra Preta Nova diskutiert. Dabei handelt es sich um Erde mit Eigenschaften, die der der amazonischen Terra Preta nachempfunden wird. Diese könnte Ackerböden zugeführt werden, um deren Ertrag zu steigern.<ref name=":1" /> Prabhu et al. (2014) untersuchen in einer Fallstudie den Effekt von Terra Preta auf die Wachstumsrate der Mungbohne.<ref>Prabhu, M., Horvat, M., Lorenz, L., Otterpohl, R., Bettendorf, T., Mutnuri, S. (2014): Effect of Terra Preta Compost on growth of Vigna Radiate. In: Terra Preta Sanitation. Deutsche Bundesstiftung Umwelt.</ref> Die Pflanzen, die in Terra Preta kultiviert wurden, zeigten verbesserte Keim- und Wachstumsraten, Stil- und Wurzellänge, Blattlängen, Blattflächen sowie Stil- und Wurzelmassen im Vergleich zu den Kontrollgruppen. | ||
Kleinbauern in Manacapuru und Rio Preta da Eva arbeiten bereits auf dunkler Erde, um Gemüse und mehrjährige Pflanzen wie Orangen, Kokuspalmen, Cupuacu und andere Sorten anzubauen. Dabei verwenden sie Monokulturen, die Mischung zweier Arten und Waldfeldbau. Im Allgemeinen berichten sie davon, dass keine chemischen der organischen Dünger benutzt werden müssen, um eine hohe Produktivität zu erreichen.<ref name=":5" /> Dies belegt die Chance durch Terra Preta oder Terra Preta Nova auf Dünger mit den einhergehenden Umweltrisiken zu verzichten und dadurch eine nachhaltigere Bewirtschaftung zu ermöglichen. | Kleinbauern in Manacapuru und Rio Preta da Eva arbeiten bereits auf dunkler Erde, um Gemüse und mehrjährige Pflanzen wie Orangen, Kokuspalmen, Cupuacu und andere Sorten anzubauen. Dabei verwenden sie Monokulturen, die Mischung zweier Arten und Waldfeldbau. Im Allgemeinen berichten sie davon, dass keine chemischen der organischen Dünger benutzt werden müssen, um eine hohe Produktivität zu erreichen.<ref name=":5" /> Dies belegt die Chance durch Terra Preta oder Terra Preta Nova auf Dünger mit den einhergehenden Umweltrisiken zu verzichten und dadurch eine nachhaltigere Bewirtschaftung zu ermöglichen. Feldstudien in Rio Preto da Eva und Manacapuru von sandiger Terra Preta und Terra Mulata haben gezeigt, dass sogar während extremen Trockenzeiten die angebauten Pflanzen nicht nur überlebten, sondern auch keine extremen Schäden und Produktivitätseinbußen auftraten.<ref name=":5" /> Dies ist im Hinblick auf die Fragestellung interessant, inwiefern Terra Preta unter den sich ändernden Bedingungen durch den Klimawandel performt. | ||
Feldstudien in Rio Preto da Eva und Manacapuru von sandiger Terra Preta und Terra Mulata haben gezeigt, dass sogar während extremen Trockenzeiten die angebauten Pflanzen nicht nur überlebten, sondern auch keine extremen Schäden und Produktivitätseinbußen auftraten.<ref name=":5" /> Dies ist im Hinblick auf die Fragestellung interessant, inwiefern Terra Preta unter den sich ändernden Bedingungen durch den Klimawandel performt. | |||
Inwiefern es sich bei der Verwendung von Terra Preta Nova um eine nachhaltige Methode handelt, hängt unter anderem davon ab, woher die Pflanzenstoffe für die Produktion kommen. Die zur Erzeugung der Pflanzenkohle nötige Biomasse müsste dafür beispielsweise aus Ernterückständen gewonnen werden. Damit konkurriert diese Nutzungsform mit anderen, wie beispielsweise dem Anbau der Biomasse für die Energieerzeugung. | Inwiefern es sich bei der Verwendung von Terra Preta Nova um eine nachhaltige Methode handelt, hängt unter anderem davon ab, woher die Pflanzenstoffe für die Produktion kommen. Die zur Erzeugung der Pflanzenkohle nötige Biomasse müsste dafür beispielsweise aus Ernterückständen gewonnen werden. Damit konkurriert diese Nutzungsform mit anderen, wie beispielsweise dem Anbau der Biomasse für die Energieerzeugung. | ||
==Literatur== | ==Literatur== | ||
*[https://opac.ub.uni-muenchen.de/TouchPoint/perma.do?q=0%3D%22informaworld_s10_1080_1523908X_2016_1269644%22+IN+%5B5%5D&v=sunrise&l=de|Bezerra, J., Turnhout, E., Melo Vasquez, I., Francischinelli Rittl, T., Arts, B., Kuyper, T.W. (2019): The promises of the Amazonian soil: shifts in discourses of Terra Preta and biochar. Journal of Environmental Policy & Planning, 21, 5, 623-635, Routledge.] | *[https://opac.ub.uni-muenchen.de/TouchPoint/perma.do?q=0%3D%22informaworld_s10_1080_1523908X_2016_1269644%22+IN+%5B5%5D&v=sunrise&l=de|Bezerra, J., Turnhout, E., Melo Vasquez, I., Francischinelli Rittl, T., Arts, B., Kuyper, T.W. (2019): The promises of the Amazonian soil: shifts in discourses of Terra Preta and biochar. Journal of Environmental Policy & Planning, 21, 5, 623-635, Routledge.] | ||
*[https://opac.ub.uni-muenchen.de/TouchPoint/perma.do?q=+0%3D%225151853%22+IN+%5B2%5D&v=sunrise&l=de|Woods, W.I., William I., Teixeira, W.G., Lehmann, J., Steiner, C., Antoinette, M. G. A., WinklerPrins, L.R. (2009): Amazonian Dark Earths: Wim Sombroek's Vision. Springer] | *[https://opac.ub.uni-muenchen.de/TouchPoint/perma.do?q=+0%3D%225151853%22+IN+%5B2%5D&v=sunrise&l=de|Woods, W.I., William I., Teixeira, W.G., Lehmann, J., Steiner, C., Antoinette, M. G. A., WinklerPrins, L.R. (2009): Amazonian Dark Earths: Wim Sombroek's Vision. Springer] |