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Zur Bestimmung der Indikatrix eines anisotropen Minerals mittels Grundlagen der [[Konoskopie]] werden Körner/Schnittlagen mit möglichst geringer Interferenzfarbe (d.h. normalerweise grau bis dunkelgrau 1. Ordnung) benötigt. | Zur Bestimmung der Indikatrix eines anisotropen Minerals mittels Grundlagen der [[Konoskopie]] werden Körner/Schnittlagen mit möglichst geringer Interferenzfarbe (d.h. normalerweise grau bis dunkelgrau 1. Ordnung) benötigt. | ||
== Wie kommt es zur Interferenzfarbe? == | ==Wie kommt es zur Interferenzfarbe?== | ||
Beim [[Grundlagen der Konoskopie|Gang des polarisierten Lichts]] durch ein anisotropes Mineral wird das Licht in zwei Lichtwellenpakete gebrochen, die sich aufgrund der richtungsabhängigen [[Lichtbrechung]] in diesen Mineralen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten ausbreiten. | Beim [[Grundlagen der Konoskopie|Gang des polarisierten Lichts]] durch ein anisotropes Mineral wird das Licht in zwei Lichtwellenpakete gebrochen, die sich aufgrund der richtungsabhängigen [[Lichtbrechung]] in diesen Mineralen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten ausbreiten. | ||
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Wie groß der Gangunterschied ist, hängt davon ab, wie groß der Unterschied der Lichtbrechung ist. Die Differenz der Brechzahlen nennt man Doppelbrechung Δn. | Wie groß der Gangunterschied ist, hängt davon ab, wie groß der Unterschied der Lichtbrechung ist. Die Differenz der Brechzahlen nennt man Doppelbrechung Δn. | ||
<math>\Delta n = n_z - n_x</math> | |||
Der Gangunterschied (Γ) ist außerdem von der Dicke (D) des Schliffs abhängig. | Der Gangunterschied (Γ) ist außerdem von der Dicke (D) des Schliffs abhängig. | ||
<math>\Gamma = D \cdot (n_z - n_x)</math> | |||
Die Größe des Gangunterschieds entscheidet über die Interferenzfarbe: Er ist ein Maß dafür, zu welchen Anteilen die einzelnen Wellenlängen (Farbanteile) der oben beschriebenen Wellenpakete verstärkt, abgeschwächt oder ausgelöscht werden. Je nachdem, welche Wellenlänge dominiert, erscheint eine charakteristische Interferenzfarbe. | Die Größe des Gangunterschieds entscheidet über die Interferenzfarbe: Er ist ein Maß dafür, zu welchen Anteilen die einzelnen Wellenlängen (Farbanteile) der oben beschriebenen Wellenpakete verstärkt, abgeschwächt oder ausgelöscht werden. Je nachdem, welche Wellenlänge dominiert, erscheint eine charakteristische Interferenzfarbe. | ||
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Eine weitere Möglichkeit, die Interferenzfarbe zu bestimmen ist der Einsatz des [[Hilfsobjekt Rot I|Kompensatorplättchens]]. | Eine weitere Möglichkeit, die Interferenzfarbe zu bestimmen ist der Einsatz des [[Hilfsobjekt Rot I|Kompensatorplättchens]]. | ||
== Abhängigkeit der Interferenzfarbe von der Schnittlage == | ==Abhängigkeit der Interferenzfarbe von der Schnittlage== | ||
In Kristallschnitten ist die Doppelbrechung, senkrecht zu einer der optischen Achsen, Null. Schnittlagen parallel zu einer optischen Achse zeigen maximale Doppelbrechung. So können die Interferenzfarben bei jedem anisotropen Mineral von einem Grau der 1. Ordnung bis zur maximalen Interferenzfarbe variieren. Es ist also die Betrachtung mehrerer Mineralkörner zur Bestimmung der Doppelbrechung anhand der Interferenzfarbe notwendig. | In Kristallschnitten ist die Doppelbrechung, senkrecht zu einer der optischen Achsen, Null. Schnittlagen parallel zu einer optischen Achse zeigen maximale Doppelbrechung. So können die Interferenzfarben bei jedem anisotropen Mineral von einem Grau der 1. Ordnung bis zur maximalen Interferenzfarbe variieren. Es ist also die Betrachtung mehrerer Mineralkörner zur Bestimmung der Doppelbrechung anhand der Interferenzfarbe notwendig. | ||
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Nicht immer erfolgt die Auslöschung symmetrisch zur Kornform bzw. Spaltbarkeit! Diese schiefe Auslöschung ist ein Merkmal, da z.B. zur Unterscheidung der Amphibole und Pyroxene untereinander herangezogen wird. Die [[Auslöschungsschiefe|Bestimmung des Auslöschwinkels]] ist ebenfalls im GeoWiki erklärt. | Nicht immer erfolgt die Auslöschung symmetrisch zur Kornform bzw. Spaltbarkeit! Diese schiefe Auslöschung ist ein Merkmal, da z.B. zur Unterscheidung der Amphibole und Pyroxene untereinander herangezogen wird. Die [[Auslöschungsschiefe|Bestimmung des Auslöschwinkels]] ist ebenfalls im GeoWiki erklärt. | ||
== Mineralbeispiele == | ==Mineralbeispiele== | ||
Geringe Doppelbrechung: | Geringe Doppelbrechung: | ||
* Quarz (Δn = 0,009) Weiß erster Ordnung | |||
* Feldspat (Δn = 0,007-0,05) Hellgrau bis weiß erster Ordnung je nach Schliffdicke | *Quarz (Δn = 0,009) Weiß erster Ordnung | ||
* Nephelin (Δn = 0,005) Grau erster Ordnung | *Feldspat (Δn = 0,007-0,05) Hellgrau bis weiß erster Ordnung je nach Schliffdicke | ||
*Nephelin (Δn = 0,005) Grau erster Ordnung | |||
<br> | <br> | ||
Hohe Doppelbrechung (Weiß höherer Ordnung) | Hohe Doppelbrechung (Weiß höherer Ordnung) | ||
* Kalzit (Δn = 0,172) | |||
* Titanit (Δn = 0,1-0,2) | *Kalzit (Δn = 0,172) | ||
* Rutil (Δn = 0,290) | *Titanit (Δn = 0,1-0,2) | ||
*Rutil (Δn = 0,290) | |||
<br> | <br> | ||
Bei einigen Mischkristallreihen kann die Interferenzfarbe einen Hinweis auf den Mineralchemismus geben. [[Olivin]] zeigt beisopielsweise eine zunehmende Doppelbrechung mit zunehmendem Eisengehalt, allerdings ist hier das Konoskopbild eventuell aussagekräftiger. | Bei einigen Mischkristallreihen kann die Interferenzfarbe einen Hinweis auf den Mineralchemismus geben. [[Olivin]] zeigt beisopielsweise eine zunehmende Doppelbrechung mit zunehmendem Eisengehalt, allerdings ist hier das Konoskopbild eventuell aussagekräftiger. | ||
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[[Pyroxen|Orthopyroxene]] haben tendenziell geringere Interferenzfarben als [[Pyroxen|Klinopyroxene]]. Einige Minerale zeigen Farben, die nicht auf der Michel-Levy Tafel abgebildet sind und als [[Anomale Interferenzfarbe|anomale Interferenzfarben]] bezeichnet werden. Minerale mit anomaler Interferenzfarbe sind beispielsweise [[Epidot]] und [[Chlorit]]. | [[Pyroxen|Orthopyroxene]] haben tendenziell geringere Interferenzfarben als [[Pyroxen|Klinopyroxene]]. Einige Minerale zeigen Farben, die nicht auf der Michel-Levy Tafel abgebildet sind und als [[Anomale Interferenzfarbe|anomale Interferenzfarben]] bezeichnet werden. Minerale mit anomaler Interferenzfarbe sind beispielsweise [[Epidot]] und [[Chlorit]]. | ||
== Links == | ==Links== | ||
Birefringence - App mit Michel-Levy-Tafel und Mineralvorschlägen: z.B. auf https://apps.apple.com/us/app/birefringence/id1354688131 | Birefringence - App mit Michel-Levy-Tafel und Mineralvorschlägen: z.B. auf https://apps.apple.com/us/app/birefringence/id1354688131 | ||
== Literatur == | ==Literatur== | ||
* Raith, M.M., Raase, P., Reinhardt, J. (2011): Leitfaden zur Dünnschliffmikroskopie | |||
* Stosch, H.-G. (2009): Skript zur Kristalloptik II – Mineralmikroskopie | *Raith, M.M., Raase, P., Reinhardt, J. (2011): Leitfaden zur Dünnschliffmikroskopie | ||
*Stosch, H.-G. (2009): Skript zur Kristalloptik II – Mineralmikroskopie | |||
== Autor:innen == | ==Autor:innen== | ||
{{Autor|1=Paula Dörfler}} | {{Autor|1=Paula Dörfler}} | ||
[[Kategorie:Wörterbuch]] | [[Kategorie:Wörterbuch]] | ||
[[Kategorie:Tutorium Polarisationsmikroskopie]] | [[Kategorie:Tutorium Polarisationsmikroskopie]] |