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==Definition== | ==Definition== | ||
Nach Definition der WRB sind Chernozeme Böden mit mächtigem schwarzen Oberbodenhorizonten, mit hoher Akkumulation von organischem Material und | Nach Definition der WRB sind Chernozeme Böden mit mächtigem schwarzen Oberbodenhorizonten, mit hoher Akkumulation von organischem Material und hoher Basensättigung (BS<sub>pot</sub> ≥ 50 %).<ref name=":0" /><ref name=":2" /> Die Definition des Bodentyps Tschernosem nach [[:Kategorie:Deutsche Bodenklassifikation|DBG]] ist dagegen weniger spezifisch und umfasst auch andere Böden der trockenen Mittelbreiten, vor allem die verwandten [[Phaeozem|Phaeozeme]] am Übergang zu den feuchten Mittelbreiten. Die Klasse der Schwarzerden innerhalb der DBG-Systematik ist noch umfassender. Sie beinhaltet mit Phaeozem, Chernozem und Kastanozem die wesentlichen Böden der [[Kastanozem-Haplic Phaeozem-Chernozem-Zone]] innerhalb der Klassifikation der FAO/Unesco Weltbodenkarte.<ref name=":0" /><ref name=":1">[https://opac.ub.uni-muenchen.de/TouchPoint/perma.do?q=+0%3D%223238029%22+IN+%5B2%5D&v=sunrise&l=de| Ad-hoc-Arbeitsgruppe Boden (2005): Bodenkundliche Kartieranleitung, Hrsg.: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Geologischen Diensten, 5. Aufl., Stuttgart.]</ref> | ||
==Bildung und Vorkommen== | ==Bildung und Vorkommen== | ||
Chernozeme sind einige der fruchtbarsten und produktivsten Ackerböden der Welt.<ref name=":2">Zech, W., Schad, P., Hintermeier-Erhard, G. (2014): Böden der Welt: Ein Bildatlas. Springer, Heidelberg.</ref> Sie bedecken etwa 230.000.000 Hektar der Erdoberfläche wovon ein Großteil ackerbaulich genutzt wird | Chernozeme sind einige der fruchtbarsten und produktivsten Ackerböden der Welt.<ref name=":2">Zech, W., Schad, P., Hintermeier-Erhard, G. (2014): Böden der Welt: Ein Bildatlas. Springer, Heidelberg.</ref> Sie bedecken etwa 230.000.000 Hektar der Erdoberfläche wovon ein Großteil ackerbaulich genutzt wird.<ref name=":0" /> | ||
===Ausgangsgestein Löss=== | ===Ausgangsgestein Löss=== | ||
Das Ausgangsgestein zur Bildung dieses humusreichen Bodentyps ist meist Löss, aber auch lössartige Lehme, Mergel und Tone sind möglich ( | Das Ausgangsgestein zur Bildung dieses humusreichen Bodentyps ist meist Löss, aber auch lössartige Lehme, Mergel und Tone sind möglich.<ref>Franz, H.-J. (1973): Physische Geographie der Sowjetunion. Haack, Gotha. </ref> Löss ist eine Sedimentdecke die entsteht, wenn die Geschwindigkeit des Windes abnimmt und sich Schluff, der in Gebieten mit wenig bis keiner Vegetation erodiert wurde, ablagert. Im Wesentlichen besteht er aus Bestandteilen der Siltfraktion und ist aufgrund der geringen Korngröße und dem damit leichtzugänglichen Mineralreichtum sehr fruchtbar.<ref>[https://opac.ub.uni-muenchen.de/TouchPoint/perma.do?q=+0%3D%225407297%22+IN+%5B2%5D&v=sunrise&l=de| Grotzinger, J., Jordan, T., (2016): Press/Siever Allgemeine Geologie. Springer, Berlin, Heidelberg.]</ref> | ||
===Klimatische Bedingungen=== | ===Klimatische Bedingungen=== | ||
Eine Lössdecke fördert so die Entwicklung von Gräsern und Kräutern, die in extrem kontinentalen Gebieten in den feuchten Jahreszeiten im Frühling bzw. Frühsommer schnell wachsen und aufgrund anhaltender Trockenperioden im Hochsommer eingehen und vertrocknen. „Die fehlende Feuchtigkeit im Sommer und die tiefen Temperaturen im Winter verhindern eine Zersetzung bzw. Mineralisierung der organischen Substanz und führt somit zu einer ständigen Humusanreicherung“ ( | Eine Lössdecke fördert so die Entwicklung von Gräsern und Kräutern, die in extrem kontinentalen Gebieten in den feuchten Jahreszeiten im Frühling bzw. Frühsommer schnell wachsen und aufgrund anhaltender Trockenperioden im Hochsommer eingehen und vertrocknen. „Die fehlende Feuchtigkeit im Sommer und die tiefen Temperaturen im Winter verhindern eine Zersetzung bzw. Mineralisierung der organischen Substanz und führt somit zu einer ständigen Humusanreicherung“.<ref name=":5">Koppe W., Pape, M. (2004): Infoblatt Schwarzerde. Klett. URL: https://www.klett.de/alias/1012433 (Stand: 18.09.2019)</ref> Durch diese ständige Humusbildung sind mächtige, humose A-Horizonte entstanden. Aufgrund des seit etwa 6000 Jahren in Mitteleuropa auftretenden feuchten Klimas, ist die Entwicklung von Chernozemen in Deutschland nicht möglich.<ref name=":5" /> | ||
===Verbreitung=== | ===Verbreitung=== | ||
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===Aufbau=== | ===Aufbau=== | ||
Der typische Axh-Horizont von Chernozemen ist eine fastschwarze, humose Masse die mit steigender Tiefe immer feiner wird. In den oberen Zentimetern befindet sich noch relativ grobes Material, das zum Teil nicht vollständig humifiziert ist. Der Grund dafür ist, dass es sich dabei um noch relativ junges Material handelt, das dort noch nicht lange liegt und vor absehbarer Zeit abgestorben ist. Chernozeme besitzen große Oberbodenmächtigkeiten von 40 cm | Der typische Axh-Horizont von Chernozemen ist eine fastschwarze, humose Masse die mit steigender Tiefe immer feiner wird. In den oberen Zentimetern befindet sich noch relativ grobes Material, das zum Teil nicht vollständig humifiziert ist. Der Grund dafür ist, dass es sich dabei um noch relativ junges Material handelt, das dort noch nicht lange liegt und vor absehbarer Zeit abgestorben ist. Chernozeme besitzen große Oberbodenmächtigkeiten von mindestens 40 cm, meist aber deutlich mehr, bis über 100cm. Dieser Oberboden geht in einen helleren und bräunlicheren C-Horizont über, der sich meist aus Löss oder lössartigen Bestandteilen zusammensetzt.<ref name=":0" /> | ||
Der Oberbodenhorizont ist dunkelbraun bis schwarz, oft über einem cambic oder argic Unterbodenhorizont. Zudem treten sekundäre Carbonate oder ein calcic Unterbodenhorizont auf.<ref name=":0" /> Unter einem Argic Horizont versteht man einen Unterbodenhorizont, der deutlich höhere Tongehalte aufweist als der darüber liegende Horizont.<ref name=":0" /> Ein Calcic Horizont ist durch die Anreicherung mit sekundärem Carbonat (CaCO<sub>3</sub>) gekennzeichnet.<ref name=":0" /> Cambic ist gleichbedeutend mit einem Unterbodenhorizont, der im Vergleich zu den darunter liegenden Horizonten Verwitterungsmerkmale aufweist.<ref name=":0" /> | Der Oberbodenhorizont ist dunkelbraun bis schwarz, oft über einem cambic oder argic Unterbodenhorizont. Zudem treten sekundäre Carbonate oder ein calcic Unterbodenhorizont auf.<ref name=":0" /> Unter einem Argic Horizont versteht man einen Unterbodenhorizont, der deutlich höhere Tongehalte aufweist als der darüber liegende Horizont.<ref name=":0" /> Ein Calcic Horizont ist durch die Anreicherung mit sekundärem Carbonat (CaCO<sub>3</sub>) gekennzeichnet.<ref name=":0" /> Cambic ist gleichbedeutend mit einem Unterbodenhorizont, der im Vergleich zu den darunter liegenden Horizonten Verwitterungsmerkmale aufweist.<ref name=":0" /> |