Feldspat-Gruppe
Feldspat-Gruppe | |
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Rosafarbener Alkalifeldspat: Orthoklas mit Albit-Entmischungslamellen | |
Allgemeines und Klassifikation | |
Abkürzung | Fsp, Pl, Akfs |
Chemische Formel | (Ca2+,Na+,K+,Ba2+)(Al,Si)4O8 |
Mineralklasse | Gerüstsilikate (Tektosilikate) |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin, triklin |
Kristallklasse | |
Formeleinheiten | Z = 8 |
Zwillingsbildung | Bei monokliner und trikliner Symmetrie nach dem Karlsbader Gesetz, Manebacher Gesetz, Bavenoer Gesetz (rechts/links) möglich. Nur bei trikliner Symmetrie Zwillinge nach dem Albit Gesetz und Periklin Gesetz möglich. |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 6 bis 6,5 |
Dichte (g/cm3) | Alkalifeldspäte: 2,5 bis 2,6; Plagioklase 2,6 bis 2,8 |
Farbe | Meist hell: weiß, farblos, grau, gelb, rot, rosa, blau, grün… |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | |
Spaltbarkeit | Vollkommen {001}, deutlich {010} |
Bruch | Muschelig, spröde |
Morphologie | prismatisch bis tafelig |
Glanz | Glasglanz bis Perlmuttglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | n = 1,518 bis 1,590 |
Doppelbrechung | δ = 0,005 bis 0,013 |
Achsenwinkel | 2V = 2Vx = 50 bis 105° |
Pleochroismus | farblos |
Die Gesteine in der Erdkruste sind zu >50 % aus den Mineralen der Feldspat-Gruppe aufgebaut. Feldspäte gelten aufgrund ihres sehr häufigen Vorkommens als die wichtigsten gesteinsbildenden Minerale der Erdkruste. Der Name Feldspat setzt sich aus den Wörter Feld und Spat zusammen. Als Spat wurde das Mineral aufgrund seiner vollkommenen Spaltbarkeit bezeichnet. Die Herkunft des zusätzlichen Wort Feld ist umstritten. Die einzelnen Feldspatminerale unterscheiden sich nur gering in ihrem Aufbau und weisen deshalb ähnliche chemische und physikalische Eigenschaften auf.
Chemische Zusammensetzung
Chemisch besitzen sie die allgemeine, stöchiometrisch richtige Formel:
M T4 O8
M = Na+, K+, Ca2+, Ba2+ (5-9-fach koordiniert)
T = Al3+, Si4+ (4-fach koordiniert)
jedoch um die Struktur und Mischbarkeit der Minerale in die Formel einbauen zu können, existieren zwei allgemeine Formeln, eine für die Mischkristallreihe der Alkalifeldspäte und eine für die Plagioklas-Reihe.
Die Alkalifeldspäte haben dabei die allgemeine Formel:
M Alx Si3 O8
mit x = 0;1
und die Plagioklase die Formel:
M Alx Si1-x Si2 O8
mit x = 0;1;2
Vorkommen und Paragenese
Feldspäte machen mehr als 50% aller Mineralien der Erdkruste aus (Plagioklas 39% + Alkalifeldspäte 12% = 51 Volumen-%) und sind somit dort, die häufigste auftretende Mineralgruppe. Im Erdmantel sind Feldspäte thermodynamisch nicht stabil und kommen somit dort nicht vor. Sie bilden sich in basischen bis sauren Schmelzen. Nach der Bowen‘schen Kristallisationsreihe kristallisieren zuerst Ca2+ reiche Plagioklase, anschließend Plagioklase mit steigenden Na+-Gehalt und zuletzt Alkalifeldspäte. Alkalifeldspäte entstehen bei niedrigeren Temperaturen in sauren bis intermediären Magmen (Entstehung von z.B. Granit (Plutonit), Rhyolith (Vulkanit) oder Pegmatiten). In basischen Schmelzen mit hohen Temperaturen entstehen Plagioklase (Bildung von z.B. Gabbro (Plutonit) und Basalt (Vulkanit)).
Feldspäte sind auch in metamorphen Gesteinen wie Gneis oder Migmatiten bei mittleren und hochmetamorphen Umwandlunggrad zu finden.. Ihr Vorkommen erstreckt sich über die Amphilbolit-, Granulit-, Albit-Epidot-Hornfels-, Hornblende-Hornfels-, Pyroxen-Hornfels- und Sanidinit- Fazies. Auch in sedimentären Gesteinen sind sie vertreten in Sanden und Sandsteinen. Besonders feldspatreiche Sedimengesteine heißen Arkosen. In diesem Gestein ist der Feldspat meist stark kaolinitisiert oder in Schichtsilikate umgewandelt.
Bariumfeldspäte sind sehr selten in der Natur zu finden. Das reine Endglied heißt Celsian (Ba[Al2Si2O8]). Zwischen Celsian und Orthoklas befinden sich verschiedene Mischkristalle, sogenannte Hyalophane. Sie können in Manganlagerstätten oder als Gemengeanteil in Gneisen vorkommen.
Klassifikation und Nomenklatur
Die chemische Zusammensetzung von Feldspäten wird in einem Dreistoffsystem ausgedrückt. In dem ternären Feldspat Diagramm werden die Anteile von Orthoklas (KAlSi3O8), Albit (NaAlSi3O8) und Anorthit (CaAl2Al2O8) dargestellt. Die Feldspatzusammensetzungen zwischen Orthoklas und Albit werden als Alkalifeldspäte bezeichnet. Bei der Abkühlung aus einer Schmelze bilden sich Entmischungslamellen aus, die auf die Diffusion von Na+ und K+ zurückzuführen ist. Bei Raumtemperatur haben Alkalifeldspäte demnach keine vollkommene Mischbarkeit. Die perthitische Entmischung ist definiert durch eine Matrix aus K-Fsp mit Na-Fsp Entmischungslamellen, wohingegen die antiperthitische Entmischung durch eine Na-Fsp Matrix definiert ist, die K-Fsp Entmischungslamellen aufweit. Es gibt vier Alkalifeldspatminerale: Orthoklas (monoklin), Adular (monoklin) und Mikroklin (triklin) bilden sich bei geringeren Temperaturen, Sanidin (monoklin) ist die Hochtemperaturmodifikation. Man findet ihn als metastabile Phase vor allem in Vulkaniten.
Plagioklase werden durch die Endglieder Albit und Anorthit definiert. Die Mischbarkeit ist in diesem triklinen Kristallsystem lückenlos. Ein Merkspruch, um sich die Mineralnamen zu merken ist: A-O-A-L-B-A und steht für Albit-Oligoklas-Andesit-Labradorit-Bytownit-Anorthit. In den Kristallen der Plagioklase treten sehr häufig Verzwillingungen auf, nach Albit oder Periklingesetz.
Orthoklas und Anorthit sind bei Raumtemperatur nicht mischbar. In der Natur lässt sich somit kein Feldspat mit einem gleichmäßigen Verhältnis von Albit, Anorthit und Kalifeldspat finden. Solch ein System würden zwei chemisch verschiedene Feldspäte ausprägen.
Bestimmung im Gelände
Diagnostische Merkmale:
- Glasglanz
- Spaltbarkeit
- Verzwilligungen
- Meist helle Färbung
- Härte
Unterscheidung Alkalifeldspat vs. Plagioklas
Die Einordnung eines Gesteins nach Streckeisen kann im Gelände sehr wichtig sein. Um die Einschätzung genauer machen zu können ist es wichtig, den Anteil an Alkalifeldspat und Plagioklas in einem Plutonit so genau wie möglich abschätzen zu können um so bspw. einen Tonalit von einem (Syeno-)Granit unterscheiden zu können. Dafür sind im folgenden einige typische Merkmale für die beiden Mischkristallreihen dargelegt.
Für Alkalifeldspat typisch sind:
- Entmischungslamellen
- Oft rötliche Farbe
- Oft große Kristalle, zB. in Granit, Syenit
Für Plagioklase charakteristisch sind:'
- Polysynthetische Zwillinge (oft nur mikroskopisch erkennbar)
- Meist weiße oder helle Farbe
- Saussuritisierung (Bildung von Epidot mit begleitender Grünfärbung der Feldspat-Kristalle)
Feldspäte sind meist hell gefärbt und bilden in Plutoniten meist idiomorphe bis panidiomorphe Einsprenglinge. Am eindeutigsten sind die Minerale an der häufig auftretenden Verzwilligung zu erkennen.
Bestimmung im Polarisationsmikroskop
Sowohl K-Fsp als auch Plagioklas haben ein eher geringes Relief, ähnlich wie Quarz. Auch die Interferenzfarben sind ähnlich niedrig (Grau I), wobei Feldspäte meistens interne Strukturen haben, während man bei Quarz meist undulöse Auslöschung und Subkörner beobachtet. Feldspätes sind anfälliger für Alteration und sehen meistens nicht so „frisch“ wie Quarz aus.
Die Unterscheidung K-Fsp – Plagioklas erfolgt unter X – polarisiertem Licht. Plagioklas erkennt man an der charakteristischen polysynthetischen Verzwilligung oder an einer ausgeprägten Zonierung, K-Fsp hat Entmischungslamellen. Karlsbader Zwillinge können in beiden Feldspäten vorkommen, allerdings sind sie bei K-Fsp häufiger zu finden.
Sekundäre Bildungen
An der Grenze zwischen K-Fsp und Plagioklas bildet sich oft Myrmekit, verschlungene Verwachsungsmuster aus Albit und Quarz, die in den K-Fsp hineinwachsen.
Verdrängung von K-Fsp durch Albit: Schachbrettalbit
Häufige Alterationen: Serizitisierung, Saussuritisiertung (v.a. Plagioklas)
Alkalifeldspat
II – polarisiertes Licht
Das Relief ist etwas geringer als bei Quarz. Alterationen verursachen oft schmutzig-braune Trübungen.
Oft sind Entmischungslamellen schon unter II-polarisiertem Licht zu erkennen.
X – polarisiertes Licht
Entmischungslamellen, Mikroklingitter, Karlsbader Zwillinge o.Ä. werden unter X-polarisiertem Licht beobachtet.
Über die Art der Entmischungslamellen (Perthit, Antiperthit) können Aussagen zur Kristallisationsgeschichte in dem Magma gemacht werden.
Konoskopie
Über die Bestimmung des Achsenwinkels und die Lage der optischen Achsenebene können Alkalifeldspäte genauer benannt werden.
Morphologie
K-Fsp bildet oft große, plattige Minerale
In Vulkaniten ist Sanidin meist idiomorph mit langstängeligem bis plattigem Habitus vertreten.
Paragenese
Quarz, Plagioklas, Biotit, Hornblende, Ortho- Klinopyroxen
Bei Quarzuntersättigung häufig zuammen mit Ägirinaugit und zusammen mit Foiden, z.B. Nephelin
Plagioklas
II – polarisiertes Licht
Lichtbrechung etwas höher als bei K-Fsp und ähnlich wie Quarz.
X – polarisiertes Licht
Werden polysynthetische Zwillinge beobachtet, kann der Chemismus durch Messung der Auslöschungsschiefe genauer ermittelt werden. Die Verzwilligung bleibt im Verlauf des Minerals immer parallel, so kann man Plagioklas z.B. von Mikroklinzwillingen unterscheiden.
Da unter den Plagioklasen vollkommene Mischbarkeit gegeben ist, kommt es häufig zu Zonierung.
Bei plastischer Deformation und Rekristallisation können sich gebogene Zwillinge bilden.
Morphologie
Idiomorph oft tafelig.
Paragenese
In den meisten Magmatiten. In Metamorphiten bis zu einem bestimmten Grad stabil, dann Umwandlung in Jadeit, in dem oft noch die Zwillinge erkennbar sind.
Anwendung
Beim Brennen von Porzellan wird Feldspat als Flussmittel zum Herabsenken des Schmelzpunktes verwendet. Ebenso werden Feldspatminerale zur Herstellung von Keramikplatten, Glas und Isolatoren benötigt. Außerdem werden aus dem Mineral feuerfeste Materialen hergestellt die z.B. in der Bauindustrie als Wandverkleidung dienen. Einige Varietäten dieser Gruppe werden wegen ihrer Schönheit, ihrer Härte und chemischen Beständigkeit als Schmuckstein verwendet
Beispiele im GEOWiki
Minerale der Feldspat-Gruppe sind häufig zu finden in den Gesteinen Granit, Syenit und Tonalit, sowie im Gabbro
Weitere Informationen und Literatur
- Deer W.A., Howie R.A., Zussman J. (2013) An introduction to the Rock-Forming Minerals. Mineralogical Society
- Hochleitner R., Philipsborn H., Weiner K.L., Rapp K. (1996) Minerale: Bestimmen nach äußeren Kennzeichen. Schweizerbart
- Okrusch, Martin und Frimmel, Hartwig E. (2022) Mineralogie : eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. Springer-Verlag
- Radoslovich E.W. (1975) Feldspar Minerals. In: Gieseking J.E. (eds) Soil Components. Springer-Verlag
- www.mindat.org
- Mineralienatlas
- Rruff-Datenbank
- Seilnacht
Autor:innen
- Dieser Artikel wurde geschrieben und gegengelesen von:
- Paula Dörfler, Elena Zwerschke, Paul Herwegh
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