Folgen der Desertifikation
Ebenso wie die Ursachen von Desertifikation können auch deren Folgen den Kategorien ökologisch und sozioökonomisch zugeordnet werden. Die ökologischen Folgen sind dabei Konsequenzen, die sich direkt aus den ökologischen und sozioökonomischen Ursachen entwickeln. Sie können in folgenden Kategorien zusammengefasst werden: Negative Beeinflussung der (natürlichen) Vegetationsbedeckung und botanischen Artenvielfalt und negative Beeinflussung des Bodenhaushalts. Diese ökologischen Folgen führen insgesamt dazu, dass landwirtschaftliche Erträge verringert werden, es also schwer ist, die Ernährung der Bevölkerung zu sichern. Dies ist besonders gravierend, wenn noch Dürreereignisse dazu kommen. Die daraus resultierenden Folgen für die Bevölkerung (sozioökonomische Folgen) können sein: Hungerkatastrophen, Mangel- und Unterernährung, Anfälligkeit der Bevölkerung für Krankheiten sowie Arbeitslosigkeit und (Arbeits-) Migration. Diese Krisensituationen können darüber hinaus zur Veränderung sozialer Normen und Werthaltungen sowie politischen Unruhen, Bürgerkriegen und Migration/ Flucht führen.
Ökologische Folgen
Die ökologischen Folgen können grob dahingehend unterschieden werden, ob sie sich auf die Vegetation oder den Boden beziehen. Weil aber diese beiden Bereiche, auch Sphären genannt, eng verbunden sind, bestehen zwischen ihnen Wechselwirkungen: Veränderungen in der einen Sphäre führen zu Veränderungen in der anderen.
Negative Beeinflussung der (natürlichen) Vegetationsbedeckung und der botanischen Artenvielfalt
Einerseits kommt es durch Desertifikation zu einer negativen Beeinflussung der natürlichen Vegetationsbedeckung, weil die wüstenhaften Bedingungen verhindern, dass (die ursprüngliche) Vegetation wieder anwachsen kann. Da nun die Pflanzen, die zuvor für einen steten Austausch von Wasser (H2O), Sauerstoff (O2) und Kohlenstoffdioxid (CO2) zwischen Boden und Atmosphäre gesorgt haben, nicht mehr vorhanden sind, werden sowohl das Leben im Boden als auch das Klima in dem betreffenden Gebiet (auch Mikroklima genannt) verändert. Wie genau sich Veränderungen des Bodens auswirken, erfährst du hier. Diese Veränderungen wiederum erschweren es Pflanzen, die natürlicherweise zuvor in dem Gebiet gewachsen sind, dort wieder zu wachsen, weil die Umweltbedingungen für sie nicht mehr passend sind. Dafür können nun dort unter Umständen andere Pflanzen wachsen. Darüber hinaus wird der Boden durch die fehlende Vegetation anfälliger für Erosion und Vgerdunstung sowie ggf. für Versalzung. Die Veränderungen im Mikroklima können auch dazu führen, dass die Gefahr für häufigere und stärkere Dürreereignisse steigt.
Zusätzlich kann es dazu kommen, dass dadurch, dass die natürliche Vegetation eines Gebietes abstirbt, die allgemeine Anzahl an verschiedenen Pflanzenarten in dem Gebiet abnimmt. Dies wird auch als Verringerung der Artenvielfalt bezeichnet. Wenn ein Gebiet nun eine geringer Artenvielfalt aufweist, wird der Genpool dort geringer, was letztlich dazu führt, dass die Lebewesen dort, allen voran die Pflanzen, weniger gut an Umweltveränderungen anpassen können.
Fazit: | |
Die Reduktion der Vegetationsbedeckung hat Einfluss auf den Bodenhaushalt, das Mikroklima, die Artenvielfalt und Anpassungsfähigkeit der Natur sowie auf die Gefährdung durch Erosion. |
Negative Beeinflussung des Bodenhaushalts
Durch die Aspekte Erosion, Vgerdunstung und Versalzung wird der Boden in seiner Struktur (→ Erosion, Verdichtung) und chemischen Zusammensetzung (→ Versalzung) (negativ) beeinflusst.
Durch Erosion wird Oberboden abgetragen, der den Nachschub an organischem Material sicherstellt und somit eine wichtige Rolle für die Nährstoffversorgung der Vegetation spielt. Geht der Oberboden verloren, verliert der Boden seinen Nährstoffnachschub und seine Fruchtbarkeit wird dadurch gefährdet.
Die Bodenstruktur wird auch durch Verdichtung (z.B. durch Viehtritt) verändert. Wird der Boden verdichtet, kann weniger Niederschlag versickern. Dadurch verschlämmt der Boden und es fließt mehr Wasser an der Bodenoberfläche ab, wobei ebenfalls Oberbodenmaterial entfernt wird (sogenannte fluviatile Erosion). Gleichzeitig kann der Boden aber weniger Niederschlagswasser aufnehmen, sodass er nach dem Regenereignis stark austrocknet und dort kaum noch Pflanzen wachsen können.
Schließlich ändert sich durch Versalzung und Alkalisierung die chemische Zusammensetzung des Bodens, die bestimmt, ob und welche Pflanzen dort wachsen können. Dadurch kann eine landwirtschaftliche Nutzung eingeschränkt oder sogar verhindert werden. Auf sehr salzhaltigen Böden können beispielsweise nur sehr wenige Pflanzen (sogenannte halophytische = „Salz liebende“ Pflanzen) wachsen. Darüber hinaus kann sich Bodenversalzung negativ auf die regionalen (Süß-) Wasserressourcen auswirken und dadurch das Landnutzungspotential des Gebietes reduzieren sowie die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung gefährden.
Fazit: | |
Alle genannten Aspekte – Erosion, Verdichtung, Versalzung – führen also zu einer negativen Beeinflussung der Bodenqualität und der Möglichkeit einer weiteren (landwirtschaftlichen) Nutzung. Dieser Effekt wird auch als Badland-Bildung bezeichnet. |
Sozioökonomische Folgen
Die sozioökonomischen Folgen basieren auf der Tatsache, dass durch die ökologischen Folgen von Desertifikation die landwirtschaftlichen Erträge eines Gebietes verringert werden und so die Lebensgrundlage der betroffenen Bevölkerung gefährdet wird. Die Auswirkungen von Desertifikation sind umso schlimmer, wenn sie in Kombination mit Dürreereignissen auftreten, weil zu einer geringeren/ fehlenden Nahrungsmittelversorgung die Gefahr hinzukommt, dass die Trinkwasserressourcen einer Region erschöpft werden. Dadurch baut sich eine Verkettung von Konsequenzen auf, die als sozioökonomische Folgen von Desertifikation bezeichnet werden.
Aus fehlenden landwirtschaftlichen Erträgen und ggf. (Trink-) Wassermangel können Hungerkatastrophen resultieren, die mit Mangel- und Unterernährung einhergehen. Wenn eine Person unter Mangel- oder Unterernährung leidet, ist ihr Körper geschwächt und dadurch anfälliger für Krankheiten. Dies ist umso problematischer in Ländern/ Gebieten, in denen die sanitären Standards (z.B. die Versorgung mit sauberem Wasser, Entsorgung von Schmutzwasser und Fäkalien) niedrig sind. In diesem Zusammenhang können auch Epidemien entstehen.
Wenn in einem Gebiet die landwirtschaftliche Fläche aufgrund der ökologischen Folgen nicht mehr bewirtschaftet werden kann – dies wird auch als Verlust des landwirtschaftlichen Nutzungspotentials bezeichnet – steigt die Gefahr, dass große Teile der Bevölkerung arbeitslos werden. Diese Gefahr ist in Ländern, die stark von der Landwirtschaft (dem sogenannten Primären Sektor) abhängig sind, besonders groß. Ein starker Mangel an Arbeitsplätzen kann dazu führen, dass sich Menschen entschließen, in anderen Regionen oder sogar Ländern Arbeit zu suchen. Dies Bezeichnet man auch als Arbeitsmigration.
Die genannten Folgen können wiederum die Änderung von sozialen Normen und Werthaltungen nach sich ziehen. Dies äußert sich beispielsweise in der Bedeutung, die Kindern für die Unterstützung des Familieneinkommens beigemessen wird, oder in der Einstellung zu nachhaltigeren, aber kapitalintensiveren (teureren, aufwendigeren) landwirtschaftlichen Nutzungsformen. Schließlich können Arbeitslosigkeit, Krankheit und Hunger zu politischen Unruhen führen, beispielsweise wenn Menschen verzweifelt sind und sich von ihrer Regierung im Stich gelassen fühlen. Dies kann so weit reichen, dass es zu Bürgerkriegen kommen kann. Diese verstärken wiederum das Bedürfnis von Menschen, sich im Schutz einer anderen Region/ eines anderen Landes ein sichereres, besseres Leben aufzubauen, sie also emigrieren oder fliehen.
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Zukunftsperspektive
Referenzen
- Blümel, W. D. (2013): Wüsten. Entstehung, Kennzeichen, Lebensraum. UTB Eugen Ulmer. S.57-62.
- Krings, T. (2006): Sahelländer. Mauretanien, Senegal, Gambia, Mali, Burkina Faso, Niger. WBG. S. 68-71.
- Mensching, H. G. (1989): Desertifikation. Ein folgenschweres Problem der ökologischen Degradierung in der Dritten Welt. Das Beispiel Sahelzone. In: Gormsen, E.; Thimm, A. (Hgg.): Ökologische Probleme in der Dritten Welt. Universität Mainz, S. 43-61. S.53.
Autor:innen
- Dieser Artikel wurde geschrieben und gegengelesen von:
- Magdalena Plitz, Leon Koß, Daniel Schmid
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