Ursachen der Desertifikation

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Die Ursachen der Desertifikation können in ökologische und sozioökonomische Ursachen unterteilt werden. Unter ökologischen Ursachen versteht man menschliches Handeln, das die Natur direkt beeinflusst, z.B. in der Weise, wie der Mensch Landwirtschaft betreibt. Zu dieser Ursachengruppe gehören: unangepasste Landnutzung, unsachgemäßes Wassermanagement und Rodung von (Savannen-/ Steppen-) Wäldern. Bei den sozioökonomischen Ursachen beeinflusst der Mensch die Natur indirekt, z.B. wenn durch Bevölkerungswachstum mehr landwirtschaftliche Fläche zur Nahrungsmittelproduktion erschlossen werden muss. Zu dieser Ursachengruppe gehören: starkes Bevölkerungswachstum/ starker Bevölkerungsdruck, Verdrängung von Subsistenzlandwirtschaft durch Cash-Crop-Anbau, Tourismus und Konsumverhalten.


Ökologische Ursachen

Unangepasste Landnutzung

Der Begriff Landnutzung beschreibt Formen, wie der Mensch das Land, das ihm zur Verfügung steht, nutzt, z.B. indem er darauf Landwirtschaft (Ackerbau, Viehzucht) betreibt. Etwa seit Beginn der Neuzeit kann festgestellt werden, dass sich vielerorts diese Art der Nutzung dahingehend verändert, dass sie weniger in Einklang mit der Natur steht als in früheren Epochen – aus heutiger Perspektive könnte diese unangepasste Landnutzung auch als weniger nachhaltig bezeichnet werden. Dies äußert sich beispielsweise darin, dass die Natur in einem bestimmten Gebiet von den Handlungen des Menschen negativ beeinflusst wird und sich davon nur schwer bis gar nicht erholen kann. Beispiele für solche Nutzungsformen sind:

  • Überkultivierung: durch zu starke ackerbauliche Nutzung wird der bewirtschaftete Boden ausgelaugt. Um die Bodenfruchtbarkeit erhalten zu können, muss viel gedüngt werden, was zu negativen Auswirkungen auf den Bodenhaushalt führen kann.
  • Überweidung/ Viehverbiss: auf einer begrenzten Fläche wird mehr Vieh gehalten, als die Fläche natürlicherweise versorgen könnte, sodass das Vieh mehr Vegetation abgrast, als natürlicherweise nachwachsen kann.
  • Bodenverdichtung/ Viehtritt: mit der Überweidung hängt auch zusammen, dass Vieh mit seinen Hufen den obersten Bereich des Bodens (sogenannter Oberboden), der in der Regel besonders fruchtbar ist, verdichtet. Der Boden kann dadurch nicht mehr so gut Wasser aufnehmen, sodass einerseits die Vegetation nicht mehr ausreichend mit Wasser versorgt wird und andererseits bei starkem Regen der Oberboden abgeschwemmt werden kann. Man spricht in letzterem Fall auch von fluviatiler, also wasserbedingter Erosion.

Gründe dafür, dass Menschen ein Gebiet überkultivieren oder es dort zu Überweidung kommen kann, lassen sich darin finden, dass sie sich gezwungen sehen, ihre Anbaufläche oder ihren Viehbestand zu vergrößern, um ihre Familie weiter davon ernähren bzw. deren notwendigen Lebensunterhalt damit erwirtschaften zu können. Man bezeichnet solche Gründe als sozioökonomische Gründe.

Mancherorts geht dieser Übergang zu unangepassten Landnutzungsformen damit einher, dass Menschen aus sozioökonomischen oder politischen Gründen ihre bisherige Art zu wirtschaften – meist umweltverträgliche Subsistenzwirtschaft – aufgeben müssen. Als Beispiel können nomadisch lebende Völker in der Sahelzone angeführt werden, die ihren Nomadismus aufgeben müssen, weil sie z.B. damit ihren Lebensunterhalt nicht mehr erwirtschaften können oder ihre Wanderungsgebiete aufgrund von (neuen) politischen Grenzen eingeschränkt werden.

Fazit:
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Durch unangepasste Landnutzung wird in der Regel der Boden in seiner Struktur und Fruchtbarkeit negativ beeinflusst, wobei es sogar zur Zerstörung des wichtigen Oberbodens kommen kann.
Dadurch, dass Vegetation zerstört wird, steigt die Gefahr, dass es zu Erosion kommt und übermäßig Wasser aus dem Boden verdunstet, sodass der Wasserhaushalt des Bodens beeinträchtigt wird.


Welche Folgen unangepasste Landnutzung haben kann, erfährst du hier.


Unsachgemäßes Wassermanagement

Unter Wassermanagement versteht man die Art und Weise, wie natürliche Wasserressourcen, z.B. Grundwasser oder Oberflächengewässer, durch den Menschen genutzt werden. Gerade in Gebieten, in denen diese Ressourcen knapp sind, ist ein sinnvolles Wassermanagement notwendig, um die Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Erfolgt die Nutzung aber unsachgemäß, kann es zu Wasserknappheit oder sogar zur Erschöpfung der Ressourcen kommen. Unsachgemäßes Wassermanagement kann vereinfacht auch als „Wasserverschwendung“ bezeichnet werden.

Die Landwirtschaft ist ein Wirtschaftsbereich, in dem es häufig zu unsachgemäßem Wassermanagement kommen kann, denn in großen Teilen der Welt muss zum Anbau (wasserintensiver) landwirtschaftlicher Produkte Bewässerung eingesetzt werden. Wird das Bewässerungswasser in Trockengebieten in offenen Gräben zu den Feldern transportiert oder dort mithilfe von Sprenkelanlagen verteilt, kann das Wasser leicht verdunsten – es geht also „verloren“, ist für den Menschen nicht mehr nutzbar. Die sogenannte Tröpfchenbewässerung ist ein Beispiel für sachgemäßes Wassermanagement bzw. sparsamen Umgang mit Wasser, hat aber den Nachteil, dass die entsprechenden Installationen kosten- und wartungsintensiv sind.

Die unsachgemäße Nutzung von Wasser betrifft aber nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch die Wassernutzung durch die Industrie und private Haushalte. Hier kann es ebenso zu Wasserverschwendung kommen.

Fazit:
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Durch unsachgemäßes Wassermanagement werden Wasserressourcen negativ beeinflusst. Erhöhte Entnahmen von Wasser zur Bewässerung oder als Trinkwasser können dazu führen, dass der Grundwasserspiegel absinkt und es so zu Wasserknappheit oder sogar -mangel in der Region kommen kann.

In Zusammenhang mit Bewässerung spielt auch (Boden-) Versalzung eine wichtige Rolle. Wichtiges zu diesem Phänomen erfährst du hier.


Welche Folgen die unsachgemäße Nutzung („Verschwendung“) von Wasserressourcen hat, erfährst du hier.


Rodung von (Savannen-/ Steppen-) Wäldern

Ähnlich wie bei der Überweidung (unangepassten Landnutzung) kommt es bei der Rodung von Wäldern zu einem Eingriff in die natürliche Vegetation. Gerodet wird oft, um das Holz als Brenn- oder Baustoff zu verwenden oder um Flächen für Siedlungen oder Landwirtschaft zu gewinnen. Während die Rodung von Regenwäldern starken Einfluss auf das globale Klima hat, beeinflusst sie in den bewaldeten Trockengebieten der Erde (Savannen, Steppen) vor allem die Regenerationsfähigkeit des Bodens. (Natürliche) Vegetation stabilisiert den Boden in seiner Struktur, weil die Pflanzen den Boden mit ihren Wurzeln „festhalten“. Ein Boden, auf dem Pflanzen wachsen, kann nicht so leicht abgespült werden (fluviative Erosion) und bietet weniger Angriffsfläche für äolische Erosion (Erosion durch Wind).

Die natürliche Vegetationsbedeckung kann aber auch durch Brände zerstört werden, die natürlich entstehen können, oder vom Menschen in Form von Brandrodung bewusst gelegt werden.

Fazit:
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Jede Form von Vegetationszerstörung hat einen potentiell negativen Einfluss auf einen Boden, weil so die Gefahr von Erosion in verschiedenen Formen (äolisch, fluviatil) erhöht wird.


Merke:
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Vom Menschen kultivierte Vegetation ist besser für den Boden als gar keine Vegetation. Natürliche Vegetation ist aber noch besser als kultivierte Vegetation. Warum das so ist, erfährst du hier.



Sozioökonomische Ursachen

Starkes Bevölkerungswachstum/ -druck

Unter Bevölkerungswachstum versteht man die Erhöhung der Personenzahl, die auf einer bestimmten Landfläche leben. Mit diesem Wachstum steigt auch der Druck , den die Bevölkerung auf die Landfläche, auf der sie lebt, ausübt, weil die gleiche Fläche eine größere Zahl von Menschen ernähren muss. Bevölkerungswachstum geht also immer damit einher, dass die Fläche, die besiedelt wird, wächst, um den Bedarf an Acker- und Weideland zu decken. Dieses Phänomen tritt vor allem im Umkreis großer Städte auf, weil hier die Konzentration an Personen überdurchschnittlich hoch und ein Leben in der Stadt für viele Menschen attraktiv bis überlebensnotwendig ist (Landflucht).

Fazit:
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Bevölkerungswachstum bzw. -druck führen dazu, dass der Flächenbedarf für Acker-, Weide- und Siedlungsland steigt. Es kommt dadurch zur verstärkten Erschließung von Land (meist in Form von Entfernung natürlicher Vegetation). Zudem kommt es oft zur Erhöhung des Viehbesatzes und zur Intensivierung des Anbaus – beides kann sich in unangepasster Landnutzung äußern.



Verdrängung von Subsistenzwirtschaft durch Cash-Crop-Anbau

Die bereits erwähnte Subsistenzwirtschaft ist eine Form menschlichen Wirtschaftens (v.a. Landwirtschaft), die darauf ausgelegt ist, den eigenen Bedarf (z.B. an Lebensmitteln) selbstständig zu decken. Sie steht im Gegensatz zu marktorientierten Wirtschaftsformen, die darauf abzielen, Gewinn zu erwirtschaften und durch dieses Einkommen den eigenen Bedarf zu decken. In der Landwirtschaft wird marktorientiertes Wirtschaften durch den Begriff des Cash-Crop-Anbaus (wörtl. „Bargeld-Frucht-Anbau“) ausgedrückt. Dabei werden landwirtschaftliche Produkte allein dafür erzeugt, um sie zu exportieren und auf Märkten regionaler, nationaler oder internationaler Ebene zu verkaufen. In Gegenüberstellung dazu wird Subsistenzlandwirtschaft als Food-Crop-Anbau (wörtl. Essens-Frucht-Anbau) bezeichnet, weil dabei Lebensmittel erzeugt werden, die zur Ernährung der Einheimischen dienen.

Die Problematik der Verdrängung von Food- durch Cash-Crops besteht darin, dass sich Subsistenzlandwirtschaft in der Regel an den lokalen Bedingungen für den Anbau, wie z.B. Klima, Jahreszeit, Boden, natürliche Vegetation oder Wasserverfügbarkeit orientiert. Man kann diesbezüglich meist von umweltverträglicher Landnutzung sprechen, weil es tendenziell auch nicht zur Überproduktion kommt. Beim Cash-Crop-Anbau werden das, was angebaut wird und die Anbaumengen von den Märkten, auf denen die Produkte verkauft werden und letztlich von der Nachfrage der Kunden gesteuert. Es kann so leicht zu unangepassten Formen von Landnutzung kommen.

Fazit:
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Die Verdrängung von Subsistenzlandwirtschaft durch Cash-Crop-Anbau provoziert unangepasste Landnutzung.



Tourismus

Der Aspekt Tourismus hängt stark mit dem Punkt des unsachgemäßen Wassermanagements zusammen. Verschiedene Studien haben ergeben, dass Personen im Urlaub etwa die 1,6-fache Menge an indirektem Wasser bzw. die dreifache Menge an direktem Wasser verbrauchen, als zu Hause. Eine Erklärung zu direktem und indirektem Wasserverbrauch sowie ein Vergleich dieser Verbrauche zu Hause und im Urlaub findest du hier. Zum Aspekt des erhöhten Wasserverbrauches kommen noch der erhöhte Bedarf an Nahrungsmitteln durch die Tourist:innen sowie der Umstand hinzu, dass beliebte Reiseziele oft Gebiete sind, die ohnehin eine höhere Gefährdung für Trockenheit und Desertifikation aufweisen. Prominente Beispiele hierfür sind die Mittelmeer-Anrainerstaaten.

Fazit:
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Tourismus beeinflusst (meist indirekt) das Wassermanagement und Landnutzungsformen in Gebieten, die von Desertifikation gefährdet sind.



Konsumverhalten

Wassermanagement und Landnutzung werden aber nicht nur durch Tourismus negativ beeinflusst, sondern auch durch das Konsumverhalten zu Hause, wenn beispielsweise Produkte erworben werden, deren Herstellung einen hohen Wasserverbrauch aufweist und die zudem aus Ländern importiert werden, in denen eine deutliche Desertifikationsgefährdung auftritt. Beispielhaft können hier Obst- und Gemüsesorten genannt werden, die in klimatisch günstigen, sprich warmen Ländern wie Spanien oder Italien angebaut werden, um sie fast ganzjährig in andere, meist europäische Länder zu exportieren, während deren Anbau aber nur mit sehr viel Bewässerung möglich ist und in den betroffenen Gebieten gerade während der trockenen Sommermonate zu Wassermangel führt. Genaueres zur Desertifikation in Spanien und dortiges unsachgemäßes Wassermanagement erfährst du hier.

Fazit:
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Ebenso wie Tourismus beeinflusst das Konsumverhalten von Menschen (meist indirekt) das Wassermanagement und Landnutzungsformen in Gebieten, die von Desertifikation gefährdet sind.


Merke:
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sozioökonomische Ursachen
(z.B. Notwendigkeit, Cash-Crop-Anbau zu betreiben, weil das finanziell rentabler ist)
🠗
ökologische Ursachen
(Praktizieren unangepasster Landnutzung)
🠗
ökologische Folgen
(negativer Einfluss auf Vegetation und Boden, sodass sich der Ertrag verringert)
🠗
sozioökonomische Folgen
(z.B. Armut, Hunger oder Verstärkung der unangepassten Landnutzung, um Ertrag aufrecht zu erhalten → Teufelskreis)



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Zukunftsperspektive


Referenzen

Allgemein:

  • Blümel, W. D. (2013): Wüsten. Entstehung, Kennzeichen, Lebensraum. UTB Eugen Ulmer. S.57-62.
  • Krings, T. (2006): Sahelländer. Mauretanien, Senegal, Gambia, Mali, Burkina Faso, Niger. WBG. S. 68-71.


Zu Wasserverbrauch im Tourismus:


Autor:innen

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Dieser Artikel wurde geschrieben und gegengelesen von:
Magdalena Plitz, Leon Koß, Daniel Schmid
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