Korngrößenbestimmung durch Siebung und Sedimentation
Korngrößenbestimmung durch Siebung und Sedimentation | |
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Methode | |
Englische Bezeichnung | Particle size determination using pipette method and sieving |
Was kann gemessen werden? | Auswaage gesiebter Sand und Auswaage entnommene Aliquote aus der Sedimentation für die Schluff und Ton Bestimmung |
Welche Materialien können gemessen werden? | Boden |
Zeitl. Aufwand insgesamt | ca. 2 Tage für 1-4 Proben (Dispergierung, Sedimentation, Siebung, Trocknung, Auswertung, Personalverfügbarkeit) (inkl. Trocknungszeitraum ca. 1-3Wochen bei Lufttrocknung und Siebung der Proben ≤ 2mm ca. 10-45 Minuten) |
Kosten (f. Dienstleistung) | Pro Probe: |
Aufbereitung | |
Generell mögliche Aufbereitungsarten? | Lufttrocknung, Ofentrocknung (≤ 40°C), Abtrennung Grobboden (2 mm Sieb) |
Aufbereitungsarten (an LMU)? | Lufttrocknung, Ofentrocknung (≤ 40°C), Abtrennung Grobboden (2 mm Sieb) |
Erforderliche Probenmenge | 30-35 g |
Zeitl. Aufwand Probenaufbereitung (inkl. Reinigung) | Boden: Trocknung der Probe nicht über 40°C (ca. 1-3 Wochen) Sieben (≤ 2mm) ca. 10-45 Minuten |
Messprozedur | |
Kalibration notwendig | Nein, aber Dispergiermittelkorrektur |
Administrator notwendig | Ja |
Messung = Dienstleistung | Ja |
Messung selbständig möglich (nach Einweisung) | Ja, bedingt |
Dauer der Messung pro Probe | Pro 1-4 Proben 2 Tage |
Ausgabeformat | Anteile der Bodenfraktionen (T, fU, mU, gU, fS, mS, gS) in M% |
Bilder | |
Sedimentation des Feinbodens im Wasserbecken |
Standardmethode zur Bestimmung des Ton-, Schluff- und Sandanteils im Boden.
Grundprinzip
Bei der Analyse der Korngröße ergibt sich das Problem, dass der gesamte Wertebereich der Körnung (2-0,002 mm) nicht mit einer Analysenmethode durchführbar ist. Es ist daher notwendig, die Analyse in zwei Teilschritten durchzuführen.
- Der Sandgehalt wird durch Siebung ermittelt.
- Der Schluff- und Tongehalt wird durch Sedimentation bestimmt.
Bei der Sedimentation wird die Bodenprobe in einer Dispergiermittellösung suspendiert. Gemäß des Stoke´schen Gesetzes ist die Sinkgeschwindigkeit eines Partikels umso höher, je größer der entspreche Partikel ist:
- Ton (T) = langsam
- Schluff (U) = mittel
- Sand (S) = schnell
Durch Änderung der Wassertemperatur und der Entnahmetiefe kann der Zeitpunkt der Probennahme beeinflusst werden. Stoke'sches Gesetz:
- υp = (2r2 g (ρf-ρp ))/9η
- υp = Sedimentationsgeschwindigkeit eines Partikels
r = Radius des Partikels
g = Erdbeschleunigung
ρf = Dichte des Fluids
ρp = Dichte des Partikels
η = Dynamische Viskosität des Fluids
Benötigte Gerätschaften
- Präzisionswaage
- Plastiktrichter
- 250 ml Flasche
- 250 ml Messzylinder
- (NaPO3)n / Na2CO3-Lsg
- Eppendorf-Pipette (5 ml)
- Überkopfschüttler
- Glastrichter
- 1 l Zylinder
- Pipettierapparat mit Wasserbecken und Thermoregulator (Wassertemperatur = 30 °C)
- Schmelztiegel
- Tiegelzange
- Exsikkator
- Trockenschrank
- Analysenwaage
- Siebe (Ø 1 mm; Ø 630 μm; Ø 315 μm; Ø 200 μm; Ø 100 μm; Ø 63 μm)
- Vibrations-Siebmaschine Fritsch Analysette 3 Spartan
Durchführung
Vorbereitung der Sieb- und Sedimentationsanalyse
- 30-35 g lutro (lufttrockener) Feinboden für die Sedimentation über einen Plastiktrichter in eine 250 ml Flasche einwiegen (Präzisionswaage)
- Mit ca. 150 ml destilliertes Wasser (250 ml Messzylinder) auffüllen und mit 25 ml (NaPO3)n / Na2CO3-Lsg versetzen und 90 Minuten Überkopf schütteln.
- Schmelztiegel mit Hilfe der Analysenwaage wiegen.
- Die angesetzte Probe mit Hilfe einer Spritzflasche (dest. Wasser) sowie eines Trichters vollständig in einen 1 l Zylinder überführen, mit dest. Wasser bis zur Markierung auffüllen und 2 Stunden im Wasserbad Pipettierapparat auf 30 °C erwärmen.
- Umgang mit dem Pipettierapparat einüben.
Sedimentation
Arbeitsschritte in Anlehnung an DIN ISO 11277:2002-08.[1]
- Den Zylinder gut umschütteln, bis die gesamte Probe in Lösung ist und anschließend zurück in das Wasserbad stellen.
- Suspension abpipettieren (Zeiten und Probenahmetiefen für die Trennung der verschiedenen Äquivalenzdurchmesser (dp) siehe Tabelle 1) und in den gewogenen Schmelztiegel ablaufen lassen.
Zeiten und Probenahmetiefen bei 30 °C Wassertemperatur Zeit Eintauchtiefe Korngröße dp (mm) 0 h 1 min 06 sek 300 mm 0,063 0 h 3 min 41 sek 100 mm 0,020 0 h 41 min 5 sek 100 mm 0,006 16 h 01 min 21 sek 260 mm 0,002
- Die Suspensionen in den Tiegeln werden bei 105 °C im Trockenschrank eingedampft.
- Danach werden die Tiegel zur Abkühlung in den Exsikkator gestellt und anschließend auf der Analysenwaage gewogen.
Siebung
Arbeitsschritte in Anlehnung an DIN ISO 11277:2002-08.[1]
- Die Siebe mit der Maschenweite 1 mm, 630 μm, 315 μm, 200 μm, 100 μm und 63 μm einzeln mit einer Präzisionswaage wiegen und nach steigender Maschengröße aufeinander stapeln.
- Die Siebe auf den Schüttler stellen.
- Die Suspension komplett aus dem Glaszylinder auf den Siebsatz überführen.
- Durch Rütteln der Siebmaschine wird die Sandfraktion mit Hilfe eines Wasserstrahls aufgetrennt und gleichzeitig der abschlämmbare Anteil an Ton und Schluff entfernt.
- Die Siebe in einem Trockenschrank bei 105 °C trocknen und anschließend wiegen.
Intervalle der Sandfraktion innerhalb der Korngrößenuntersuchung Maschenweite Korngröße 1 mm gS 630 μm gS 315 μm mS 200 μm mS 100 μm fS 63 μm fS
Fehlerquellen
- Falsche Probenahmetiefe bei der Sedimentation
- Falsche Entnahmezeit bei der Sedimentation
- Siebe nicht nach steigender Maschengröße sortiert
Auswertung
- Für die Berechnung in M% steht eine Excel Tabelle zur Verfügung. Das Ergebnis auf ganze Zahlen zu runden.
- Mit Hilfe der bodenkundlichen Kartieranleitung KA5 kann die Bodenart bestimmt werden. Sie ermöglicht nutzungsrelevante Schlüsse und gibt Hinweise auf eine Vielzahl von Prozessabläufen im Boden.
Vor- und Nachteile
- Repräsentative Probenmenge aufgrund der hohen Einwaage
- Es können nur wenig Proben auf einmal analysiert werden
- Zeitaufwendige Methode
Ausstattung an der LMU
Die LMU stellt die Geräte für die Analysen im Bodenlabor des Departments für Geographie bereit.
Lehrveranstaltungen
B.Sc. Geographie:
- P 8.2 Labormethoden der Physischen Geographie (Vorlesung)
- P 8.3 Labormethoden der Physischen Geographie (Übung)
M.Sc. Umweltsysteme und Nachhaltigkeit:
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Verzeichnis von Normen und Richtlinien
Aktuelle Norm:
- DIN ISO 11277:2002-08 – Bodenbeschaffenheit - Bestimmung der Partikelgrößenverteilung in Mineralböden - Verfahren mittels Siebung und Sedimentation (ISO 11277:1998 + ISO 11277:1998 Corrigendum 1:2002)
Weitere Normen und Richtlinien:
- DIN ISO 565:1998-12 - Analysensiebe - Metalldrahtgewebe, Lochplatten und elektrogeformte Siebfolien - Nennöffnungsweiten (ISO 565:1990)
- DIN ISO 3310-1:2017-11 - Analysensiebe - Technische Anforderungen und Prüfung - Teil 1: Analysensiebe mit Metalldrahtgewebe (ISO 3310-1:2016)
- DIN 19747:2009-07 - Untersuchung von Feststoffen - Probenvorbehandlung, -vorbereitung und -aufarbeitung für chemische, biologische und physikalische Untersuchungen
Literatur
- Blume, H.-P., Stahr, K., Leinweber, P. (2011): Bodenkundliches Praktikum. Eine Einführung in pedologisches Arbeiten für Ökologen, insbesondere Land- und Forstwirte und für Geowissenschaftler, 3. Aufl. Heidelberg
- Amelung, W., Blume, H.-P., Fleige, H., Horn, R., Kandeler, E., Kögel-Knabner, I., Kretzschmar, R., Stahr, K., Wilke, B.-M. (2018): Scheffer/Schachtschabel Lehrbuch der Bodenkunde, 17. Auflage, Springer Spektrum, Heidelberg
- Stahr, K. (2016): Bodenkunde und Standortlehre. 3. Auflage, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
Referenzen
Autor:innen
- Dieser Artikel wurde geschrieben und gegengelesen von:
- Karin Meisburger, Lukas Müller, Philipp Maly
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