Orogenese
Orogenese (von griech. oros = "Berg" und genesis = "Entstehung, Zeugung, Geburt") bezeichnet die Entstehung von Gebirgen auf der Erdkruste durch die Prozesse der Plattentektonik. Häufig geschieht das an Kollisions- und Subduktionszonen zwischen zwei Kontinentalplatten.
An Subduktionszonen, konvergierenden Plattengrenzen zwischen einer marinen und einer kontinentalen tektonischen Platte, bilden sich häufig Vulkangebirge. Beispiele hierfür sind die Anden, die Rocky Mountains oder der japanische Inselbogen, die sich während Paläo- und Neogen im pazifischen "Ring of Fire" gebildet haben. Vulkangebirge wachsen durch den Aufstieg von Magmen aus der Aufschmelzung der subduzierten Platte in die kontinentale Platte. Erreichen diese Magmen die Oberfläche, kommt es zu einem Vulkanausbruch, dessen Lava- und Asche-Auswurf den charakteristischen Vulkankegel bildet.
An Kollisionszonen, konvergierenden Plattengrenzen zwischen zwei kontinentalen tektonischen Platten, bilden sich meist Faltengebirge. Beispiele hierfür sind die Alpen, das Zagros-Gebirge oder der Himalaya, die ebenfalls während dem Paläo- und Neogen an der Südküste Eurasiens entstanden. Faltengebirge entstehen dadurch, dass die Grenzzone zwischen den kollidierenden Platten in von Störungszonen getrennte Fragmente zerbricht, die somit übereinander aufgeschoben werden können. Die Erosion formt diese aufgeschobenen Fragmente in die verschiedenen nicht-vulkanischen Bergformen.
Bedeutende Orogenesen der Erdgeschichte
Die belebte Erdgeschichte (Phanerozoikum) umfasst vier große Gebirgsbildungszyklen.
Die cadomische Orogenese dauerte vom späten Proterozoikum bis ins Ordovizium an. Die beiden cadomischen Orogene (= Gebirge) waren Vulkangebirge, die sich südöstlich und nordwestlich des Tornquist-Ozeans bildeten. Der Tornquist trennte während dieser Zeit die beiden Kontinente Baltika und Gondwana voneinander. Baltikas Landmassen sind heute ein Teil von Europa, Gondwanas Landmassen finden sich in allen Kontinenten der Südhalbkugel. Während der cadomischen Orogenese wurde der Tornquist von beiden Seiten subduziert. Beide cadomischen Orogene sind heute stark verwittert und bilden keine merklichen Erhebungen in der Landschaft mehr. Einige regionale Plutonit- und Metamorphitvorkommen wie die Dobra-Gneisse in Österreich zeugen jedoch noch von der vulkanischen Aktivität.
Die kaledonische Orogenese begann im Ordovizium und endete im Devon. Sie bezeichnet die Auffaltung des kaledonischen Orogens bei der Kontinent-Kontinent-Kollision von Laurentia, dem heutigen Nordamerika, und Baltika, dem heutigen Europa. Laurentia und Baltika bildeten zusammen ab der Devonzeit den gemeinsamen Kontinent Laurussia, der in Nord-Süd-Richtung von diesem hohen Faltengebirge durchzogen war. Obwohl weitläufig verwittert finden sich noch immer Überreste des kaledonischen Orogens im Südosten Nordamerikas und Nordwesten Europas. Das Appalachengebirge in den USA, die schottischen Highlands und das skandinavische Grundgebirge sind Überreste dieses Faltengebirges.
Die variszische Orogenese dauerte vom späten Devon bis in die Permzeit an. Bei der Kollision Laurussias mit dem Südkontinent Gondwana bildete sich ein Faltengebirge zwischen beiden. Der Superkontinent, der aus diesen Kollisionen entstand, wurde Pangäa genannt und er bestand bis in die späte Trias hinein. Überreste dieses Variszischen Orogens gibt es vor allem in Nordamerika, die südlichen Appalachen sind größtenteils variszischen Ursprungs. In Europa wurden die variszischen Strukturen weitläufig verwittert und von der späteren, alpidischen Orogenese überprägt. Man findet aber noch die Intrusionen und metamorphen Kontaktaureolen der vulkanischen Aktivität aus variszischen Zeiten im Schwarzwald, in der Oberpfalz und in Tschechien. Gleichzeitig mit der variszischen Orogenese kollidierte der Norden Pangäas mit dem Kontinent Sibiria. Zwischen ihnen wurde das Ural-Gebirge aufgefaltet, das heute noch zwischen Europa und Asien besteht.
Die alpidische Orogenese begann in der späten Kreidezeit, fand aber vor allem im Paläogen und Neogen statt. Nach dem Aufbrechen Pangäas in die Kontinente Laurasia und Gondwana und deren Aufbrechen in die acht heute bekannten Kontinente, bewegten sich diese, angetrieben von der Ozeanspreizung im jungen Atlantik und im Südpolarmeer wieder aufeinander zu. Zwischen Europa und Afrika wurde das Alpengebirge aufgefaltet, zwischen Indien und Asien der Himalaya und da der Pazifik sowohl im Westen, als auch im Osten und im Norden von angrenzenden Kontinentalplatten subduziert wurde, bildete sich um ihn herum eine Vulkankette, der sog. "Ring of Fire".
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- Dieser Artikel wurde geschrieben und gegengelesen von:
- Leonard von Ehr
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